Gut ist, was Gefühle erzeugt

Gesundheit und Fotografie

Wie setzt man Gesundheitsangebote in der Kommunikation so in Szene, dass Leserinnen und Betrachter am liebsten sofort buchen würden? Fachleute sagen: Durch Authentizität, Emotionen – und den Blick für gute Details

Zwei Menschen liegen entspannt in einem grün beleuchteten Becken. Um sie herum ist es dunkel. An einer Seite ist das Bild einer im dunkeln erleuchteten Stadt zu sehen.

Eigentlich ist ja alles im Überfluss vorhanden – die gute Luft, die herrliche Natur und vor allem die großartigen Gesundheits-Angebote rund um Moorbäder und Heilfasten. Das fiktive Kurhotel Wasser­hof bringt also beste Voraussetzungen mit, um als Gesundheits-Hotel richtig erfolgreich zu sein. Nun muss das nur noch der Zielgruppe kommuniziert werden – mit Magazinen, Webseiten, Kampagnen. Und das, stellt der gleichermaßen fiktive Hotel­direktor Bader fest, ist gar nicht so einfach. Denn wie stellt man ein abstraktes Gut wie Gesundheit eigentlich dar? Wie setzt man es so in Szene, dass es im Betrachtenden den Wunsch erweckt, unbedingt etwas für sein Wohl­befinden tun zu wollen – und zwar ausgerechnet im Hotel Wasserhof?

„Am besten funktionieren grundsätzlich Geschichten, die einerseits klar die Botschaft und den USP eines Hauses vermitteln und andererseits die Leserinnen und Betrachter emotional ansprechen und sie dazu bringen, sich mit Philosophie und Angeboten des Hauses zu identifizieren“, sagt Stephanie Scheuermann, Unit Lead Brand & Content bei der BayTM. Dazu müsse man sich vorher allerdings genau über die Zielgruppe klar werden. „Bei dieser Zielgruppe versucht man dann, Emotionen und Sehnsucht zu wecken. Das gelingt am eindrücklichsten durch Bilder, in die sich die Betrachtenden förmlich hineinträumen können. Also durch Fotos und online auch durch Videos.“

Auf einem Holzbrett liegen Zutaten für die Limonade: Zitronenscheiben, Limettenscheiben, Blüten, Lavendel und Minze.
Frische Zutaten für eine Sommerlimonade © gesundes-bayern.de – Gert Krautbauer
Wasser wird in eine durchsichtige Tasse mit losem Tee gegossen.
Sprudelndes Teewasser erzählt eine Diät viel einladender als ein leerer Teller © gesundes-bayern.de – Gert Krautbauer
Blüten wachsen zwischen einem Holzgestell hervor.
Die Stimmung eines Ortes lässt sich gut durch Details einfangen © gesundes-bayern.de – Gert Krautbauer

„Brechen Sie ruhig mal mit den Sehgewohnheiten: Sprudelndes Teewasser erzählt eine Diät viel einladender als ein leerer Teller.“

Gert Krautbauer
Fotograf
Frau gießt schwungvoll Wasser aus einer Kelle in ein Glas.
Gesundes Detail gekonnt in Szene gesetzt © gesundes-bayern.de – Gert Krautbauer

Schnell stellt Hoteldirektor Bader fest: Gutes Bildmaterial, das die speziellen Angebote des Wasserhofs angemessen in Szene setzen würde, findet man nicht in billigen Online-Bildarchiven. Es muss also ein professioneller Fotograf oder Fotografin ran. Das ist im Idealfall jemand, der/die sich mit dem Thema vorher gründlich auseinandergesetzt hat. „Eine ganz wichtige Basis ist ein detailliertes Briefing durch die Kunden, damit ich als Fotograf weiß, was das Hotel alles anbietet und was kommuniziert werden soll. Erst dann kann ich nach guten Motiven suchen“, weiß Gert Krautbauer, ein in München geborener Fotograf, der für die BayTM schon viele Reportagen in Kur- und Heilbädern geshootet hat. 

Auch hübsche Details erzählen die Geschichte

Nicht immer liegen die besten Motive direkt auf der Hand. Gerade das Gesundheits-Thema ist sensibel. Zu unserem imaginären Hotel Wasserhof etwa gehört eine aseptisch gekachelte Bäderabteilung, in der die Mooranwendungen stattfinden. Das ist zwar sehr praktisch, macht aber nur wenig Lust auf einen Aufenthalt im Hotel Wasserhof.  „In so einem Fall kann man sich für das Hauptmotiv dann durchaus auch nur auf ein hübsches Detail konzentrieren“, sagt Gert Krautbauer. „Schöne Hände, die ins Moor greifen zum Beispiel. Das ist ebenso authentisch, steckt aber zugleich voller Atmosphäre.“ Auch Themen wie Heilfasten lassen sich in diesem Sinne kreativ angehen. Statt eines deprimierend leeren Tellers würde Krautbauer dann zum Beispiel eine gläserne Teetasse fotografieren, in der heißes Wasser über lose Teeblätter sprudelt – und die das Gefühl von Leichtigkeit, Gesundheit und Wohltat viel stimmungsvoller einfängt.

Dass Fotos immense Sehnsucht erzeugen können, will sich Hoteldirektor Bader zunutze machen. Doch wie? Am besten funktioniert es, wenn sich die Betrachtenden mit den Personen auf dem Bild iden­tifizieren können. „Die richtigen Models sind extrem wichtig“, bestätigt Gert Krautbauer. „Sie müssen die Zielgruppe ansprechen und authentisch sein.“ Dabei bräuchte es nicht zwangsläufig teure Profi-Models. Für Krautbauer sind auch Mitarbeitende oder Bekannte völlig in Ordnung, solang sie sich vor der Kamera natürlich verhalten und sich gut bewegen. Andererseits sind auch Agenturen nicht zwangsläufig eine Garantie für die perfekten Models. Die Menschen auf seinen Bildern dürfen für Gert Krautbauer daher ruhig auch nette Menschen aus der Umgebung sein.

Eine Frau sitzt in einem Bademantel gekleidet in einem Hängestuhl.
Der Fokus ist auf einem Tablett, auf dem eine Feder und mehrere Häufchen mit getrockneten Blüten liegen. In der Mitte steht eine kleine Schale, in der die Kräuter erhitzt werden.
Wildkräuterfrau Gerti Epple zu Besuch bei Kollegin Luise Joerg © erlebe.bayern – Jens Schwarz

Ansonsten gilt: Ins Bild gehört, was typisch ist für einen Ort und authentisch. „Ich beziehe immer die Landschaft mit ein“, erzählt Krautbauer. „Und beim Hotel Wasserhof würde ich zum Beispiel zeigen, wo das Moor für die Bäder herkommt oder das Heu für die Wickel.“ Aber auch der schöne Kirchplatz im Ort könnte ein Motiv sein, die Marktfrau mit ihrem frischen Gemüse, der Stadtpark im Morgentau. Gut ist alles, was möglichst unverwechselbar die spezifische Atmosphäre rüberbringt und dabei auch mal mit den üblichen Sehgewohnheiten bricht. Also nicht immer den ayurvedischen Ölguss und die „Hot Stones“ auf dem Gästerücken zeigen. Lieber mal den Blick aus dem Behandlungsraum in die Natur zeigen, Details wie einen aufgehängten Bademantel, die Spiegelungen im Waldsee. „Einmal habe ich einen Stein in einem Bachbett fotografiert, der mit seiner Widerstandskraft für Resilienz stehen sollte. Das hat sehr gut funktioniert“, erzählt Krautbauer. 

Noch eines ist Krautbauer wichtig: das richtige Licht. „Gutes, warmes Licht wirkt einladend auf die Betrachtenden. Am besten fotografiert man deshalb ganz früh oder gegen Abend. Und ich warte immer so lange, bis das Wetter gut ist. Das macht mein Berufsleben zwar ziemlich kompliziert, aber das ist es mir wert. Denn Bilder in gutem Licht erzeugen Sehnsucht. Und das zahlt sich aus.“

Authentizität ist Pflicht

Authentizität ist nicht nur in Fotos, sondern auch in Texten ein Muss. Wenn also Medienschaffende den Wasserhof besuchen, sollte Hoteldirektor Bader für sie ein Programm gestalten, das die traditionellen Wurzeln, die Umwelt und Besonderheiten berücksichtigt. 

„Natürliche Heilmittel in schöner Umgebung, das ergibt eine gute Geschichte“, findet die erfahrene Reisejournalistin Christiane Würtenberger. „Statt den Autor also in ein orientalisches Rasul-Bad zu setzen, lässt man ihn lieber mit heimischen Bergkräutern dampfbaden. Auch eine Wanderung zur alten Bäuerin, die diese Kräuter sammelt, wäre ein schönes Thema. Eine Meditation auf einem historischen Wallfahrtsplatz oben auf dem Berg. Oder eine Übernachtung im schmerzlindernden Heu.“ All das sind Erlebnisse, die es nur im Hotel Wasserhof gibt und die möglichst noch Kultur und Natur der Umgebung miteinschließen. Die schreibende Zunft wird es dem Wasserhof danken. Und die Zielgruppe, die etwas wirklich Inspirierendes zu lesen bekommt, ebenfalls.