Der Himmel der Bayern

Die Zukunft ist digital!

Von der BayernCloud über Bilddatenbanken bis hin zu sprechenden Autobahnschildern: Wie die BayTM den Tourismus durch Digitalisierung fit macht für die Zukunft

Grafik mit Raketen, die aus den Wolken starten.
Barbara Radomski, Geschäftsführerin der BayTM
Barbara Radomski, Geschäftsführerin der BayTM © Gert Krautbauer

Barbara Radomski zur Digitalisierung bei der BayTM

Es war ein großer Moment, als Bayerns Wirtschafts- und  Tourismusminister Hubert Aiwanger 2021 im ostbayerischen Waldkirchen die Kompetenzstelle Digitalisierung (KSD) der BayTM eröffnete. Die KSD ist ein Meilenstein für die Digitalisierung des Tourismus im Freistaat; von hier sollen Impulse zur Stärkung der gesamten bayerischen Tourismuswirtschaft ausgehen. Alles hier dreht sich um IT, um Datenmanagement, künstliche Intelligenz, neue Apps – Tools, deren strategische Anwendung den Tourismus in Bayern fit für die Zukunft machen. Markus Garnitz, Bereichsleiter Kompetenzstelle Digitalisierung der BayTM, hat zusammen mit seinem bald schon zehnköpfigen Team jede Menge vor.

Die BayernCloud als wichtigstes Projekt

Das größte und wichtigste Projekt nimmt bereits spürbar Form an: die BayernCloud Tourismus ist eine offene Datendrehscheibe, auf der alle touristisch relevanten Daten zusammenfließen, gemanagt und – für jedermann verfügbar – auch wieder ausgespielt werden. Dieser freie Datenfluss ist eine Grundvoraussetzung für mehr Effizienz, mehr Gästezufriedenheit, mehr Nachhaltigkeit und erfolgreicheres Marketing im bayerischen Tourismus und in seiner Bedeutung kaum zu unterschätzen. Wie die BayernCloud genau funktioniert und wie ihr als Partner und Partnerin selbst dazu beitragen könnt, erfahrt ihr in den folgenden Abschnitten.

Eine aufgeräumte Bilddatenbank fürs Bayern-Image

Das Team in Waldkirchen hat aber auch noch andere spannende Projekte in der Pipeline. Zu den Highlights gehört die Digitalisierung der braunen Autobahnschilder, die am Straßenrand auf Sehenswertes hinweisen. Für diese Schilder – 849 Stück sind es bayernweit – hat die BayTM Audio-Snippets erstellt. Wer heute an den Schildern vorbeifährt und den Erlebnisguide von Maqnify auf seinem Handy hat, erhält Teaser zur entsprechenden Sehenswürdigkeit oder der zugehörigen Region. Bald sollen die Snippets auch über die Navis im Auto ausgespielt werden.  Außerdem wird gerade die umfangreiche, bayernweite und multithematische Bilddatenbank überarbeitet, die für einen weltweit einheitlichen Außenauftritt Bayerns sorgt und ebenfalls an die BayernCloud angeschlossen wird. Zur Vorbereitung werden gerade die Bildbestände analysiert und die Lizenzen überprüft, damit das Material in die BayernCloud eingespeist, problemlos wieder abgerufen und von Privatleuten, Presse und Institutionen genutzt werden kann.

Besser lernen auf der Wissensplattform

Übrigens arbeitet die KSD auch an einer interessanten, digitalen Lernplattform, mit der wir touristische Inhalte in die Breite bringen wollen. Der Link tourismuswissen.bayern wird schon bald zu spannenden Lerninhalten rund um touristisch relevante Themen führen wie etwa Nachhaltigkeit, Marketing und, natürlich: zu Digitalisierung.

Die BayernCloud: ein digitales Datenkarussell

Grafik "So funktioniert die BayernCloud"
So funktioniert die BayernCloud

Zufriedene Gäste, die jederzeit richtig informiert sind. Gastgeber*innen, die bestens organisiert sind, effizient arbeiten und Zeit für das herzliche Umsorgen der Gäste haben. Eine perfekt vernetzte Tourismusbranche, die synergetisch arbeitet, Ressourcen sinnvoll nutzt und nachhaltige Urlaubserlebnisse ermöglicht. So sieht der weiß-blaue Tourismushimmel aus. Und der könnte dank der BayernCloud bald Wirklichkeit werden. Die BayernCloud, das bislang umfangreichste und wichtigste Digitalprojekt der BayTM, ist eine zentrale Datendrehscheibe, die alle für den Tourismus in Bayern relevanten Daten als Open Data zusammenbringt und auch wieder ausspielt.

Die Daten zirkulieren schon lange im digitalen Raum

Hier soll alles zusammenkommen, was für die Gäste und die touris­tischen Akteur*innen an Information nützlich ist – Daten zu Points of Interest und Öffnungszeiten, Veranstaltungen und Ausflugsmöglichkeiten, Auslastungsdaten, Wettervorhersagen und Fahrpläne des öffentlichen Nahverkehrs.

Die meisten dieser Daten zirkulieren schon lange im digitalen Raum. Allerdings dezentral organisiert und kei­ner festen Ordnung folgend, weshalb man sie oft nicht fand, wenn man sie suchte. Gäste, welche die Öffnungszeiten einer Berghütte erfah­ren wollten, mussten sich auf die Suche nach der Hüttenwebsite machen oder entdeck­ten die Info mit viel Glück auf der zugehörigen Destina­tions-Website. Ob ein kleiner Skilift geöffnet war oder nicht, wusste häufig der Betreiber allein. Tourenplanungs-Apps wiederum kannten zwar die schönsten Wandertouren, nicht aber den aktuellen Zustand eines Wanderwegs.

Die dezentrale Organisation kostete Zeit und Geld

Dieses Wissen war der Destination oder vielleicht noch dem Alpenverein vorbehalten. Unter dieser un­übersichtlichen Situation litten nicht nur Reisende auf der Suche nach zuverlässigen Auskünften, sondern auch die touristischen Leistungsträger*innen, die angesichts der wachsenden Anzahl an Ausspielungskanälen und Schnittstellen ebenfalls an ihre Grenzen gerieten. Daten wurden gar nicht, nicht richtig oder auch mal doppelt eingepflegt oder gingen verloren. Das kostete Zeit und Geld. Diesem Zustand, der Inno­vation und Fortschritt im Tourismus bremste, bereitet die BayernCloud nun ein Ende. Die Cloud sammelt alle relevanten Daten, überprüft ihre Qualität, sorgt dafür, dass sie von allen Interessierten auch wieder abgerufen und genutzt werden können. Ein Beispiel: Das fiktive Gasthaus „Specht“ hält Öffnungszeiten und Speisekarte nicht mehr nur auf der eigenen Website fest, sondern füttert damit – unter Berücksichtigung der vorgegebenen Standards, siehe dazu das Interview mit Markus Garnitz – die BayernCloud. Danach braucht es sich um nichts mehr zu kümmern. Denn sowohl die zuständige Destinationsmana­ge­ment-Organisation als auch die Reservierungs-App und die Vegetarier-App müssen ihrer­seits nur noch die BayernCloud anzapfen, um an die aktuellen, ordentlich strukturierten „Specht“-Daten zu kommen.

Markus Garnitz, Bereichsleiter Digitalisierung bei der BayTM
Markus Garnitz, Bereichsleiter Digitalisierung bei der BayTM
Interview

„Wir brauchen Struktur“

Markus Garnitz, Bereichsleiter Digitalisierung bei der BayTM, über Open Data, Standards und andere Herausforderungen in Sachen BayernCloud

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Was jetzt gefragt ist: Daten auf Vordermann bringen

Grundsätzlich können alle in der Cloud präsenten Daten dynamisch und in Echtzeit ausgetauscht werden, sind jederzeit verfügbar, können beliebig neu kombiniert werden. Die Vorteile für die Leistungsträger liegen auf der Hand: Weniger Aufwand bei der Datenverarbeitung, mehr Sicht­barkeit – und zufriedene Gäste, die alle Infos online gefunden haben und nicht am Ruhetag hungrig und grantig vor verschlossener Tür stehen.

Aktuell bindet die BayTM die touristischen Datenbanken der Regionalverbände an die Cloud an. Danach sind die einzelnen Destinationen sowie bayernweite Themendatenbanken an der Reihe. User der großen Destinationssysteme müssen sich zunächst um gar nichts kümmern – sie werden direkt über ihre Systemanbieter angebunden. Andere Destinationen oder touristische Akteur*innen sind jetzt erst einmal gefragt, die Qualität ihrer Daten zu überprüfen.

Gibt es Lücken, gibt es Doubletten? Erfüllen die Datensätze die Anforderungen an Vollständigkeit, Aktualität, Richtigkeit, Eindeutigkeit und Konformität? Sind sie frei nutzbar (das gilt für Texte, Fotos, Videos etc.)? Das Team hat dazu den „Leitfaden zur Nutzung der BayernCloud“ entwickelt, der regelmäßig aktualisiert wird und online heruntergeladen werden kann. Er erklärt die wichtigsten Begrifflichkeiten und gibt Antworten auf alle Fragen rund um die Belieferung und Nutzung der BayernCloud.

Doch die BayernCloud steht nicht nur für maximal optimierten Datenaustausch. Sie steht auch für die Zukunft des Tourismus. Denn strukturierte Daten wie Wetterberichte oder Auslastungsdaten in Echtzeit, wie sie von Sensoren ermittelt und von der BayTM schon in der zweiten Jahreshälfte 2022 in die Cloud eingespeist werden sollen, sind auch Basis für die Entwicklung digitaler Assistenten, Chatbots und anderer Anwendungen, die auf künstlicher Intelligenz beruhen und der Besucherlenkung dienen. Die wiederum ist eine wichtige Grundlage für einen nachhaltigen, zukunftsgerichteten Tourismus.

Bayerns großer Beitrag zum Knowledge Graphen

Last but not least ist die BayernCloud auch der weiß-blaue Beitrag zu dem touristischen Knowledge Graphen, wie er als Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), der Landesmarketingorganisatio­nen und der Magic Cities angestrebt wird. In diesem Knowledge Graphen – eine ähnliche Technologie nutzt Google zur strukturierten Darstellung von Informationen – sollen die touristischen Daten ganz Deutschlands sinnvoll gebündelt werden. Bald schon müsste also ein Reisender nur „Almhütte, Karwendel, Kaiserschmarrn“ googeln. Und erhielte als unmittelbares Ergebnis nicht nur die Auflistungen sämtlicher Hütten samt Öffnungszeiten und empfohlenen Wanderwegen, sondern auch Wettervorhersage, Speisekarte – und den Tipp, sich besser nicht am nächsten Sonntag auf den Weg zu machen, wenn Almabtrieb ist und Überfüllung droht. Sondern stattdessen lieber auf die gemütliche Steinhütte im Bayerischen Wald zu wandern. Über deren Kaiserschmarrn bei Trip­advisor die vollen fünf Sterne funkeln.