Barrierefreie Kommunikation im Tourismus

Warum Einfache und Leichte Sprache für alle von Vorteil ist

Sprache verbindet, doch nicht alle Menschen verstehen komplexe Texte oder Fachbegriffe auf Anhieb. Insbesondere in der Tourismusbranche spielt verständliche Kommunikation eine zentrale Rolle, um allen Gästen gleichermaßen Orientierung, Informationen und ein positives Reiseerlebnis zu ermöglichen. Einfache und Leichte Sprache sind deshalb wichtige Instrumente für mehr Teilhabe – online wie offline.

Was ist Einfache und Leichte Sprache?

Leichte Sprache soll Menschen das Verstehen von Texten erleichtern. Über 14 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland können höchstens einfache, aber keine zusammenhängenden Texte lesen – das entspricht rund 7,5 Millionen Menschen! Leichte Sprache folgt dabei festen Regeln, die in Deutschland vom Netzwerk Leichte Sprache entwickelt wurden. 

Die Regeln für Leichte Sprache sehen u.a. vor, dass Sätze kurz und klar formuliert werden, auf Fremd- und Fachwörter sowie Abkürzungen verzichtet wird und schwierige Begriffe verständlich erklärt werden. Leichte Sprache dient damit der Barrierefreiheit und verbessert die Teilhabemöglichkeiten, insbesondere von Menschen mit Lernschwierigkeiten, mit geringen Deutschkenntnissen oder kognitiven Einschränkungen. Aber auch Kinder und ältere Menschen profitieren davon.

Informationen in Leichter Sprache auf der Website erlebe.bayern: 

Illustration mit Text in Leichter Sprache und einer Deutschlandkarte: Links steht der Text „Leichte Sprache: Das ist Bayern“, darunter eine einfache Beschreibung Bayerns als Urlaubsziel – mit Fragen wie „Wollt Ihr Urlaub machen?“ und Aussagen wie „Dann seid Ihr richtig hier: in Bayern!“. Rechts zeigt eine Karte Deutschlands das Bundesland Bayern farblich hervorgehoben und mit Symbolen wie Bergen, Seen, Bäumen und Tieren illustriert.
© Screenshot

Einfache Sprache ist weniger streng reglementiert und bewegt sich zwischen der Standardsprache und Leichter Sprache. Sie soll klar und gut verständlich sein, Fremdwörter sollen nach Möglichkeit vermieden werden. Einfache Sprache hilft insbesondere Menschen, die Deutsch als Fremdsprache sprechen oder lernen. Sie ist aber auch hilfreich für Menschen, die eine Lese- und Rechtschreibschwäche haben, für ältere und hörbehinderte Menschen sowie für Touristinnen und Touristen.  

Müssen touristische Anbieter diese verpflichtend nutzen?

Nein, bislang gibt es keine gesetzliche Verpflichtung für touristische Unternehmen, Inhalte in Leichter oder Einfacher Sprache anzubieten. Mit dem Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) sind Unternehmen zwar verpflichtet, digitale Barrierefreiheit umzusetzen, dies beinhaltet jedoch nicht zwangsläufig die Bereitstellung von Inhalten in Leichter Sprache, Einfacher Sprache oder auch Gebärdensprache. Dennoch ist es sinnvoll und ein starkes Zeichen für Barrierefreiheit und Gästeorientierung, wenn touristische Unternehmen dies tun. Die Beratungsstelle Barrierefreiheit Bayern empfiehlt daher, diese Angebote als Ergänzung zum barrierefreien Gesamterlebnis mitzudenken. 

Einfache und Leichte Sprache mit KI: Potenziale und Praxistests

KI-Tools können bei der Umwandlung von Texten in Einfache Sprache helfen. Das Infoportal Einfache Sprache hat zu diesem Zweck verschiedene, öffentlich zugängliche Allzweck-KI-Tools wie ChatGPT, Gemini und Copilot getestet. Das Fazit: Zwar unterscheiden sich die KI-Tools in ihrer Leistungsfähigkeit und erfordern stets menschliche Vor-, Mit- und Nacharbeit, dennoch entwickeln sie sich kontinuierlich weiter und können bereits heute verständliche Übersetzungen in Einfache Sprache liefern.  

Das Team von on Multisprech hat zudem einen eigenen ChatGPT-Bot entwickelt:  Klar und Verständlich (K&V). Der Bot K&V übersetzt Texte in Einfache Sprache und kann Texte zusammenfassen, vollständig umschreiben, in Frage-Antwort-Form umwandeln oder aus Fremdsprachen in verständliches Deutsch übertragen.  

Auch bei der Übersetzung von Texten inLeichte Sprache können KI-Tools helfen. Jedoch können diese keine offiziell geprüfte Leichte Sprache produzieren. Dazu müssen die KI-generierten Texte vor der Veröffentlichung erst einem autorisierten Prüfbüro für Leichte Sprache zur Freigabe vorlegt werden. Es existieren mittlerweile auch eine Vielzahl an Logos, Icons und Siegeln für Leichte Sprache, die jeweils ihren eigenen Vorgaben unterliegen.

Illustration zum Thema Künstliche Intelligenz und barrierefreie Kommunikation: Eine Hand hält ein Smartphone, aus dem ein fröhlicher Roboter mit ausgestrecktem Arm erscheint. Um ihn herum sind fünf Sprechblasen und Porträts unterschiedlicher Personen zu sehen, die symbolisch mit dem Roboter kommunizieren. Die Darstellung steht für digitale Teilhabe, Kommunikation in Leichter Sprache und den Einsatz von KI zur Unterstützung inklusiver Verständigung.
© Canva_Verena Bierling

Ein KI-Tool für Leichte Sprache kann eine technische Unterstützung sein, um Textentwürfe zu generieren, die einzelne Merkmale der Leichten Sprache anwenden, nach aktuellem Stand gewährleisten sie allerdings keine zielgruppengerechte Übersetzung auf Knopfdruck. Eine fachliche Einordnung dazu, welche Herausforderungen hier bestehen, hat die Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik herausgegeben.

Gute Beispiele aus Bayern

Einige Regionen und Städte in Bayern gehen in Sachen barrierefreier Sprache mit gutem Beispiel voran und haben bereits barrierearme Produkte in Leichter oder Einfacher Sprache entwickelt: 

  • Die Region Bayerisch-Schwaben macht Orte und Themen der Region mit der Audioguide-App „Lauschtour“ hörbar. Alle „Lauschtouren“ sind barrierearm konzipiert und auch für Menschen mit Hör- oder Sehbeeinträchtigungen nutzbar. Für Nutzerinnen und Nutzer mit Sehbeeinträchtigung erleichtern integrierte Bedienhilfen die Navigation innerhalb der App. Zudem stehen sämtliche Inhalte der Audiobeiträge – inklusive Erzähltexte, Geräuschkulissen und atmosphärischer Elemente – als vollständiges Transkript zum Mitlesen zur Verfügung. 
  • Die Region Chiemsee Alpenland bietet auf ihrer Website zahlreiche Informationen in Leichter Sprache an.  
  • Viele Städte bieten den Gästen Stadtführungen in Einfacher Sprache an, darunter Wasserburg am Inn, Chiemsee-Alpenland, Cham ,Regensburg, Amberger Congress Centrum.
  • Alle Museen des Netzwerks „Museen inklusive“ sind mit dem Gütesiegel Reisen für Alle zertifiziert. Auf der Website findet man verschiedene barrierefreie und inklusive Angebote wie Rundgänge, Ausstellungstexte und (Bild)hefte dieser Museen.  
  • Prospekte und Broschüren in Leichter Sprache stellen u.a. Chiemsee-Alpenland, Cham und die Stadt Regensburg sowie Donauwörth zur Verfügung.
  • Wanderwege in Leichter Sprache finden Besucherinnen und Besucher im Landkreis Regensburg. 
  • Im Inklusionscafé Senza Limiti in Würzburg bekommen die Gäste auf Wunsch eine Speisekarte mit Bildern oder in Leichter Sprache.

Barrierefreie Sprache bei der BayTM

Auch die BayTM setzt auf eine möglichst inklusive Kommunikation und hat daher bereits einige digitale Angebote auf der Website erlebe.bayern barrierefrei gestaltet: So gibt hier nun einen umfangreichen Contentbereich sowie Videos in Leichter Sprache (jeweils in Deutsch und Englisch). Außerdem eine verständliche Erklärung zur Barrierefreiheit in Leichter Sprache. Auch auf tourismus.bayern wurden eine barrierefreie Erklärung in Leichter Sprache und Videos in Deutscher Gebärdensprache (DGS) umgesetzt. 

Urlaub in Bayern in Leichter Sprache 

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