Wie wirkt sich die Corona-Krise auf den Filmstandort Bayern aus?
Durch die enge Zusammenarbeit mit der Film Commission Bayern im Rahmen der Filmkulisse Bayern habe ich im vergangenen Jahr viele interessante Einblicke in die bayerische Filmbranche erhalten – daher hat mich in den letzten Wochen natürlich auch die Frage beschäftigt, wie sich die Corona-Krise auf den Filmstandort Bayern auswirkt. Meine Eindrücke (Stand heute – denn auch hier gibt es täglich neue Entwicklungen) möchte ich hier mit euch teilen.
Wie viele andere Branchen hat die Corona-Krise auch die bayerische Filmbranche schwer getroffen. Infolge bestehender Einschränkungen der Dreharbeiten bzw. auch Drehstopps und Absagen geplanter Drehs, Kinoschließungen, Festivalabsagen/-verschiebungen etc. kämpfen viele Unternehmen, Kinobetreibende, aber v.a. auch die vielen, vielen selbständigen Filmschaffenden (Produzenteninnen und Produzenten, Schauspielende, Kameramänner und -frauen, Maskenbildnerinnen und -bildner, Locationscouts, …) und Kreativen gerade um ihre Existenz.
Wie sieht es mit Dreharbeiten in Bayern aus?
Die Corona Krise stellt die Filmbranche vor ungeahnte Herausforderungen und wirft täglich neue Fragen auf. Zunächst standen die Dreharbeiten so gut wie still. Für Dreharbeiten im öffentlichen Raum wurden mit den Ausgangsbeschränkungen in Bayern keine Drehgenehmigungen mehr erteilt – auch Studiodrehs ruhten größtenteils.
Aktuell kann in einzelnen Regionen im Rahmen von Einzelfallentscheidungen wieder gedreht werden. Beispielsweise erteilt München seit dem 20.05. wieder Drehgenehmigungen. Ebenso wie für Dreharbeiten in Studios sind allerdings aufwendige Gesundheits- und Hygienekonzepte Voraussetzung.
Drehen in der Corona Krise – geht das überhaupt?
Aber: Sind Dreharbeiten im Rahmen der aktuellen Vorschriften überhaupt umsetzbar? Neben der Erstellung der genannten Gesundheits- und Hygienekonzepte beschäftigt Produzentinnen und Produzenten vor allem eine Frage: Was passiert, wenn am Set ein Fall von Corona auftritt?
Muss ein Dreh unterbrochen oder abgesagt werden, bleibt der Produzent i.d.R. auf den Kosten sitzen. Versicherungen zahlen bei Pandemie-bedingtem Ausfall leider nicht. Daher sind Produzentinnen und Produzenten derzeit verständlicherweise sehr vorsichtig mit der Planung neuer Projekte. Auf Bundesebene wird aktuell wohl über ein Corona-Ausfallsfonds diskutiert.
Wagt man den Dreh, sind Themen wie Mindestabstand, Proben mit Maske, z.T. selbständiges Schminken der Schauspielenden, uvm. nur beispielhafte Herausforderungen, vor denen die Filmschaffenden nun stehen. Teilweise werden Drehbücher umgeschrieben, um den Dreh fortsetzen zu können. Durch geschickte Kameraeinstellungen wird versucht Nähe zu schaffen, auch wenn die Schauspielerinnen und Schauspieler weit auseinander stehen. Die Möglichkeiten sind dabei aber natürlich begrenzt und ich bin sehr gespannt, wieviel wir als Zuschauende davon wahrnehmen werden.
Interessant finde ich auch, dass die Dekra nun eine Online-Fortbildung zum Hygienebeauftragen für Film-, Fernseh- und Fotoproduktionen anbietet – ein Job, der nun wohl auch in dieser Branche unabdingbar werden wird.
Insgesamt wird also auch hier noch nicht über das Drehen nach Corona, sondern mit Corona diskutiert.
Erhalt unserer Kinos
Viel diskutiert wurde auch die Öffnung von Kinos. Neben Hygienekonzepten geht es hier bspw. auch um ein attraktives Programm: Filmstarts werden meist nur durchgeführt, wenn sie bundesweit erfolgen können – aus Bayern wurde daher ein einheitliches Vorgehen der Bundesländer bei diesem Thema gefordert. Gerade erst wurde bekannt, dass ab dem 15.06. eine Öffnung wieder möglich sein wird. Wie viele Kinos diese Krise meistern können, ist noch nicht absehbar. Der Freistaat Bayern hat u.a. im Rahmen des „kulturellen Rettungsschirms“ eine Unterstützung zugesagt, um den Erhalt dieses Kulturangebots zu fördern.
Über verschiedene Soforthilfen von Bund, Land, dem FFF Bayern etc. informiert übrigens der FFF Bayern auf seiner Website.
Unabhängig davon machen sich die einzelnen Anbieterinnen und Anbieter Gedanken, wie sie ihr Angebot so gestalten können, dass es auch unter den aktuellen Bedingungen nutzbar ist. Während filmtouristische Stadtführungen wie z.B. zu den Rosenheim Cops derzeit leider noch pausieren müssen, ist erfreulich zu hören, dass ein Besuch der Bavaria Filmstadt mit Hilfe einer Audioguide-App fürs eigene Smartphone nun endlich wieder möglich ist.
Warum sollten wir meiner Meinung nach dennoch in diesem Segment weiter aktiv bleiben?
- Durch Filme und Serien lassen sich Sehnsüchte wecken. Die Bilder Bayerns, die durch diese Medien in die Welt getragen und gerade in der aktuellen Zeit vielleicht sogar intensiver wahrgenommen werden, tragen dazu bei, die Reiselust auf Bayern zu erhöhen.
- Filme und Serien werden auch in Zukunft gefragt sein.
- Kurzfristig ist zu erwarten, dass zukünftig sogar mehr in Bayern gedreht wird, da Dreharbeiten aufgrund von Reisebeschränkungen und der positiven Coronaentwicklung in Deutschland gut zu planen sind. Gezielte Locationsuchen (gerade auch Motive, die man so vielleicht nicht in Bayern vermuten würde) werden daher vermutlich zunehmen.
- Langfristig wird der Wettbewerb um evtl. weniger Produktionen als bisher allerdings zunehmen und daher wird es umso wichtiger sein, den Produktionsstandort Bayern zu stärken und als potenzieller Drehort gut aufgestellt zu sein.
5 Ideen, was man aus touristischer Sicht aktuell angehen könnte:
- Die Recherche potenzieller Drehmotive zur Präsentation in der Motivdatenbank der Filmkulisse Bayern (filmlocations-bayern.de) bzw. die Überprüfung bereits eingetragener Motive auf Aktualität. Die Einträge sind kostenfrei, nähere Infos finden sich in den aufgeführten FAQs.
- Das Aufbereiten von Endkundeninformationen zu Filmen und Serien, die in der Destination gedreht wurden (falls vorhanden).
- Die Klärung bzw. die Veröffentlichung der zentralen Ansprechpersonen für Filmthemen in der jeweiligen Destination. Zielführend ist dabei auch die Festlegung der internen Abläufe, da bei Anfragen und laufenden Produktionen meist sehr schnell agiert werden muss.
- Das Aufbereiten von hilfreichen Informationen für Filmproduktionen wie z.B. einer Übersicht an lokalen Dienstleistern (Handwerk, Caterer etc.), Antragsformularen und Ansprechpersonen für Drehgenehmigungen uvm.
- Die Prüfung von ggfs. möglichen Kooperationsansätzen mit Kinobetreibenden und Kreativen aus der Filmwirtschaft in der Region.
Klar, das Thema ist ein Nischenthema. Und jeder wird sich die Frage stellen müssen, ob er dafür momentan Zeit investieren kann. Doch die genannten Punkte gelten natürlich auch über die aktuelle Situation hinaus.
Und was tun wir eigentlich so?
Die BayTM hat auf der „Bayern für Dahoam“-Microsite in Kooperation mit www.filmtourismus.de Filme und Serien vor bayerischer Kulisse zusammengetragen, um Bayern in die Wohnzimmer zu bringen. Mit diesen virtuellen Reisen nach Bayern wollen wir die Vorfreude auf den nächsten Bayernurlaub und ggf. auch den Besuch von Drehorten steigern.
Im Rahmen der Filmkulisse Bayern (der Standortinitiative zur Stärkung des Produktions- und Filmstandortes Bayern und zur Vernetzung der Film- und Tourismuswirtschaft) stehen wir in engem Austausch mit unserem Projektpartner, der Film Commission Bayern, und prüfen stetig, welche Maßnahmen und Aktivitäten zum jetzigen Zeitpunkt Sinn machen bzw. überhaupt möglich sind.
Aktuelle Location-Touren, ein angedachtes Netzwerktreffen, Workshops bei interessierten Destinationen – all dies muss derzeit noch etwas warten.
Die Recherche von spannenden Motiven für unsere gemeinsame Motivdatenbank (www.filmlocations-bayern.de) ist allerdings ein Thema, für das wir nun gerade wieder mehr Zeit finden. Zudem erhalten wir gerade auch wieder vermehrt Location-Suchanfragen, die wir selbstverständlich gerne bedienen.
Wie oben bereits erwähnt, gibt es Annahmen, dass künftig sogar mehr in Bayern gedreht werden könnte. Daher blicken wir vorsichtig positiv in die Zukunft und freuen uns schon jetzt darauf, wenn wieder neue Filme und Serien mit sehnsuchtsweckenden Bayernmotiven entstehen.