Resonanztourismus

Resonanz als Trendbegriff mit großem Potential für das Urlaubsland Bayern

„Der neue Resonanztourismus“ lautet der neuste Bericht des Zukunftsinstituts, das sich hier explizit mit dem Thema Tourismus beschäftigt.  Da wir im Rahmen unserer strategischen Arbeit eine Vielzahl an Werkzeugen einsetzen, um das Reiseverhalten der Bevölkerung, ihre Reisemotive und Bedürfnisse besser zu verstehen, fußen unsere Strategien seit Jahren auf den Studien des Zukunftsinstituts, gegründet von Matthias Horx.

26.02.2020
Lesezeit ~4 Minuten
Resonanz
Wolfgang Wagner
Wolfgang Wagner
Prokurist, Bereichsleiter Strategische Entwicklung
Blasius-Festival Sicht von Bühne auf feierndes Publikum

„Resonanztourismus“ – wieder so ein Begriff, der durch unsere Tourismuslandschaft geistern wird wie die LOHAs, die mir immer noch regelmäßig begegnen, oder die ganzen Buzzwords ohne die keine Tagung in unserer Branche auskommt? Ich glaube nicht! Vielmehr steht der Begriff für etwas, dass wir bei unserer Arbeit schon seit längerer Zeit spüren, mit dem wir arbeiten – es geht um authentische Erfahrungen und zwischenmenschliche Begegnungen.

Ein Zitat zeigt für mich in einem ganz besonderen Maß die Bedeutung dieses Resonanzgedankens für unsere touristische Arbeit:

Die Reisenden der Zukunft wollen temporär in lokale Infrastrukturen eintauchen – sie reisen nicht mehr hauptsächlich, um sich vor den gängigen Touristenattraktionen ablichten zu lassen. Sie wählen ihre Destination nicht mehr primär nach einzelnen Ländern aus, sondern suchen nach Momenten, die eine emotionale Verbindung zum Ort und zu anderen Menschen entstehen lassen. Die Reisenden der Zukunft legen Wert auf ein lokales Mindset, auf Beziehungen und Authentizität – sie wollen nicht mehr losgelöst vom „echten Leben“ vor Ort von einer Touristenattraktion zu nächsten ziehen.

(vgl.: Zukunftsinstitut; Der neue Resonanztourismus; S.50)

Sehr kurz zusammengefasst zeigt sich für mich hier eine Entwicklung, die Harry Gatterer in einem Gastbeitrag beim VIR bereits 2017 mit folgendem Satz überschrieben hat: „Wer über die Zukunft des Tourismus nachdenken will, muss den Tourismus abschaffen.“ Ein harter Satz, aber nach längerem nachdenken und hinterfragen durchaus nachvollziehbar: Niemand will heute noch wirklich Tourist sein – Tourist sein heißt abgegrenzt, vielleicht sogar ein Stück ausgegrenzt zu sein. Ich bin selbst in einem Tourismusort aufgewachsen und die „Fremden“ waren damals ein stehender Begriff. Vielmehr geht es heute aber um Begegnungen, um Erlebnisse mit anderen Menschen, um ein Stück Wir-Gefühl – um Resonanz eben. Und Hand aufs Herz – vor welchem Restaurant bleibt man beim eigenen Italienurlaub eher stehen – vor dem mit den deutschen oder vor dem mit den italienischen Kennzeichen…

Viele Tanzpaare am Kocherlball in München
© erlebe.bayern – Gert Krautbauer
Der Kocherlball in München

Für mich ergeben sich daraus drei übergeordnete Erkenntnisse:

  • Eine hochwertige touristische Infrastruktur – von der Unterkunft bis zur Erlebniseinrichtung – ist selbstverständlich die Grundlage, um auch langfristig als Urlaubsdestination erfolgreich zu sein. Aber Qualität an sich ist längst kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Vielmehr gewinnt mit der Suche der Gäste nach Resonanz unser bayerisches Lebensgefühl mit seinen regionalen Ausprägungen eine zunehmend stärkere Bedeutung. Und dieses Lebensgefühl will auch tatsächlich erlebt und nicht nur besichtigt werden.
  • Die touristische Kommunikation braucht Emotionen und das Erzählen von Geschichten kann diese Emotionen liefern. Geschichten bringen den potenziellen Gast näher an die Menschen vor Ort und ihre individuelle Art zu leben.
  • Die Menschen vor Ort und deren Beitrag zu einer lebendigen Ortsgemeinschaft werden mehr und mehr zu einem wichtigen Faktor für den touristischen Erfolg. Das kleine lokale Fest, der Faschingsumzug, die Begegnung im Wirtshaus, der wirkliche Austausch mit den Einheimischen und die echte, eben nicht nur rein hochprofessionell anerzogene, Gastfreundschaft kann am Ende den entscheidenden Unterschied machen.

Ausgehend von diesen Erkenntnissen sehe ich in den aktuellen Entwicklungen eine riesige Chance für unsere Destination, wenn wir alles daransetzen, mit echtem bayerischen Lebensgefühl das Bedürfnis der Menschen nach zwischenmenschlichen Erlebnissen, nach spannenden Begegnungen und nach einem Wir-Gefühl zu befriedigen. Denn unser Bayern ist wie geschaffen für diesen neuen Resonanztourismus.

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