Digitalisierung als Chance in ländlich geprägten Regionen

„Digitales Dorf Bayern“

Es ist nichts Neues, dass besonders ländlich geprägte Regionen mit den Folgen des demographischen Wandels zu kämpfen haben – der Abwanderung von jungen, gut ausgebildeten Menschen. Die Überalterung und Schrumpfung der bisherigen Bevölkerungsstrukturen sind die Folge, die verschiedenste Herausforderungen mit sich bringt. Nicht nur öffentliche und private Dienstleistungen werden eingeschränkt, sondern auch die technische und soziale Infrastruktur, der öffentliche Personennahverkehr, die medizinische Versorgung, das Angebot an Kultur-, Sport- oder Freizeiteinrichtungen u. v. m. Damit wird deutlich: Der demografische Wandel hat Auswirkungen auf die unterschiedlichsten Lebensbereiche.

Person mit Tablet auf Wolkenhintergrund
Person mit Ipad auf Wolkenhintergrund © Pixabay – stokpic

Allein in Bayern gibt es in über 70 % der Kommunen weniger als 5.000 Einwohner. Hier zeigt sich: Es ist wichtig, sich den genannten Herausforderungen zu stellen und Chancen, die sich daraus ergeben, zu erkennen und zu nutzen.

Seit 2017 werden durch das Vorhaben „Digitales Dorf Bayern“ vielseitige Lösungsansätze in mehreren Modellregionen in ganz Bayern erarbeitet, um den ländlichen Raum mit Digitalisierungsangeboten noch attraktiver und zukunftsfähiger zu machen. Die Projekte in den Pilotkommunen werden von der Bayerischen Staatsregierung gefördert, Federführung für das Gesamtvorhaben „Digitales Dorf Bayern“ hat das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.

Dabei wird aufgezeigt, wie die Digitalisierung als Chance im ländlichen Raum genutzt werden kann: Denn mithilfe digitaler Services und Anwendungen sowie neuen Informations- und Kommunikationstechnologien können deutliche Verbesserungen in verschiedenen Lebensbereichen erbracht werden. Dazu gehören unter anderem Bildungs- und Mobilitätsangebote, medizinische Versorgung sowie Dienstleistungen und Nahversorgungen. Umfassende Einblicke in die ersten Projektergebnisse der Handlungsfelder können auf der Webseite des Digitalen Dorfes eingesehen werden.

Tourismuspotenzial mithilfe der BayernCloud Tourismus ausschöpfen

Ländlich geprägte Regionen – seien sie untereinander auch doch so verschieden – haben eine Gemeinsamkeit:  Sie haben ein enormes Tourismuspotenzial. Im Vergleich zu städtischen Gebieten haben ländlich geprägte Regionen oftmals eine verbesserte raumbezogene Identität: Diese kann für touristische Angebote rund um die ländliche Kultur und deren Traditionen sowie Aktivitäten in der Natur – wie Radtourismus, Wandern oder Wassersport – und das Erleben der vielfältigen Kultur- und Naturlandschaften genutzt werden. Dabei tragen auch lokale Akteur*innen und die Einwohner*innen vor Ort zu einem nahbaren und authentischen Erlebnis bei. Das hohe Tourismuspotenzial umfasst nicht nur die bekannten touristischen Ziele in ländlich geprägten Regionen, die bereits deutlich vom Tourismus profitieren, sondern auch die bislang unbekannteren Orte in Bayern. Es gilt auch diese Chancen im Tourismus zu nutzen und Lösungsansätze weiterzuentwickeln, wie man diese Regionen mithilfe der digitalen Bereitstellung touristischer Daten sowie Angebote unterstützen kann. Einen Beitrag zur Lösung leistet dabei die „BayernCloud Tourismus“ (BCT), deren Handlungsmöglichkeiten nun in einem weiteren Forschungsprojekt herausgearbeitet werden.

Die Kompetenzstelle Digitalisierung der BayTM arbeitet zurzeit gemeinsam mit dem Technologiecampus Grafenau (TCG) an dem Vorhaben Nutzung der BayernCloud Tourismus in den südbayerischen Modellregionen des „Digitalen Dorfs Bayern“. Gefördert wird es vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. Das Vorhaben läuft von September 2021 bis März 2023 und zielt darauf ab, die Umsetzung der „BayernCloud Tourismus“ (BCT) in ländlich geprägten Regionen voranzutreiben. Damit soll eine flächendeckende Nutzung der BCT im gesamten Freistaat erreicht werden.

Die BCT ist als Datendrehscheibe für den Tourismus konzipiert. Sie soll einen vereinfachten Datenaustausch zwischen den unterschiedlichen Akteur*innen ermöglichen und alle relevanten touristischen Informationen in Bayern aktuell und zentral zur weiteren Nutzung zur Verfügung stellen. Das können Auslastungsdaten, Informationen zu Veranstaltungen, Restaurants, Wanderwegen, Öffnungszeiten von Bergbahnen, ÖPNV u. v. m. sein. Um eine vollumfängliche Nutzung zu gewährleisten, ist es wichtig, dass es sich um aussagekräftige und aktuelle Daten handelt. Mit der BCT wird das Ziel verfolgt, eine offene digitale Dateninfrastruktur als Grundlage für Innovationen sowie neue Geschäftsmodelle im Tourismus zu schaffen. Damit sollen die Chancen der Digitalisierung in der bayerischen Tourismusbranche besser und effizienter genutzt werden. Weitere Informationen rund um die „BayernCloud Tourismus“ gibt es hier.

Ziel: Ein Leitfaden mit Handlungsempfehlungen zur Nutzung der BCT für bayerische Kommunen und Regionen

Anhand der drei bayerischen Modellregionen des „Digitalen Dorfes“ – darunter der Nationalpark Bayerischer Wald, Alpendorf Waginger See sowie die Hörnerdörfer im Allgäu – werden Praxisbeispiele erarbeitet. Es geht darum, Erfahrungen zu sammeln, die die Nutzung und Befüllung der BayernCloud Tourismus unterstützen. Diese drei Modellregionen profitieren während des Forschungsprojekts davon, dass ihre Daten direkt an die BCT angeschlossen und sie dabei von Expert*innen betreut werden, die ihnen unterstützend zur Seite stehen. Während alles rund um die technische Umsetzung der BCT in der Verantwortung der Kompetenzstelle Digitalisierung liegt, fungiert der Technologiecampus Grafenau als erster Ansprechpartner in den Regionen, sorgt für eine erhöhte Aufmerksamkeit der BCT und der damit eng verbundenen Akzeptanz in den Modellregionen selbst. Anhand der gesammelten Erkenntnisse wird zukünftig ein Leitfaden mit Handlungsempfehlungen erstellt, von dem weitere Kommunen und Regionen profitieren. Dieser umfasst beispielsweise hilfreiche Informationen zur Datenbereitstellung und -nutzung sowie zu technischen, rechtlichen und organisatorischen Möglichkeiten, die den Anforderungen ländlich geprägter Kommunen gerecht werden.

In einem ersten Schritt wurden dafür die bereits vorhandenen technischen und datenbezogenen Strukturen in den bayerischen Modellregionen untersucht. Auf dieser Basis wurden all jene Komponenten identifiziert, die optimiert werden müssen, um die Grundvoraussetzungen für die Nutzung der BCT zu erfüllen. Wichtige Aspekte sind zum Beispiel, dass für die bereitgestellten Daten im Sinne des Open Data-Gedankens das Recht zur Weitergabe an Dritte, zur Bearbeitung und zum Teilen besteht und die Daten maschinenlesbar aufbereitet werden.

Diese gewonnen Erkenntnisse zu DatenerhebungDatenmanagement und der finalen Befüllung der BCT werden in Zukunft auch weiteren Kommunen dabei helfen, das Tourismuspotenzial mithilfe der Digitalisierung zu nutzen und von den Vorteilen der BCT zu profitieren.