Klimapsychologie – warum wir so handeln, wie wir handeln
Die Klimapsychologie untersucht, wie Menschen Umwelt- und Klimakrisen wahrnehmen und warum sie oft nicht entsprechend handeln, selbst wenn sie über die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen informiert sind. Sie verbindet dabei psychologische Erkenntnisse mit umweltwissenschaftlichen Fragestellungen und bietet wertvolle Ansätze, um nachhaltiges Verhalten gezielt zu fördern. Denn Klimaschutzmaßnahmen können nur dann erfolgreich sein, wenn sie von der breiten Bevölkerung akzeptiert, politisch gefördert und im Alltag auch aktiv umgesetzt werden.
Insbesondere für die Tourismusbranche liefert die Klimapsychologie wichtige Einblicke in das Verhalten, sei es von touristischen Akteuren oder Gästen. Denn diese treffen täglich Entscheidungen, die direkte Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima haben – von der Wahl nachhaltiger Verkehrsmittel bis hin zur Ressourcennutzung in Hotels oder Restaurants. Die Klimapsychologie ermöglicht ein tieferes Verständnis dieser Entscheidungsprozesse und liefert wertvolle Lösungsansätze, wie diese positiv beeinflusst werden können.
Barrieren auf dem Weg zu nachhaltigem Handeln
Die Klimapsychologie fokussiert sich insbesondere auf Emotionen, soziale Normen und Verhaltensmuster. Sie verdeutlicht, wie sehr positive Emotionen und das Gemeinschaftsgefühl, gute Vorbilder sowie das Aufbrechen festgefahrener Routinen dazu beitragen können, nachhaltige Entscheidungen im Alltag zu fördern. Es geht darum, Veränderungsprozesse sowohl auf individueller Ebene als auch innerhalb von Gruppen und Gemeinschaften anzuregen.
Laut der Klimapsychologieforschung gibt es sechs zentrale psychologische Barrieren, die den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit bzw. einem nachhaltigeren Verhalten erschweren:
- Überschätzte Rolle von Wissen: Wissen allein führt selten zu Verhaltensänderungen. Entscheidender ist, wie effektiv dieses Wissen angewendet werden kann.
- Kognitive Dissonanz: Wenn Handlungen nicht mit Überzeugungen übereinstimmen, wird diese Diskrepanz oft durch Rechtfertigungen ausgeglichen, statt das Verhalten zu ändern.
- Gefühle: Positive, aktivierende Emotionen wie Optimismus oder Freude motivieren mehr als Schuldgefühle oder Angst.
- Soziale Normen: Menschen orientieren sich stark daran, was andere tun (deskriptive Normen) oder für richtig halten (injunktive Normen).
- Selbstwertbedrohung: Kritik an nicht-nachhaltigem Verhalten kann defensives Verhalten auslösen, da Menschen ihre Handlungen oft als Teil ihrer Identität wahrnehmen und sich durch Kritik persönlich angegriffen fühlen. Stattdessen sollte der Fokus auf der Stärkung von Autonomie, Kompetenz und sozialer Verbundenheit, also den zentralen psychologischen Grundbedürfnissen, die im Rahmen der Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (1985) beschrieben werden, liegen.
- Gewohnheiten: Der „innere Schweinehund“ sorgt dafür, dass bewährte, aber oft nicht nachhaltige Routinen beibehalten werden.