Open Data in der Rhön – ein echtes Good Practice

Warum die Rhön auf Open Data setzt 

Open Data ist für die Rhön kein Neuland. Seit Jahren nimmt die Rhön hier eine Vorreiterrolle im bayerischen Tourismus ein. Wir haben Sophia Markert von der Rhön GmbH gefragt, welche Beweggründe es für das Thema Open Data gab, welche Vorteile sich für die Rhön aus offenen Daten ergeben und wieso Open Data inzwischen einen wichtigen Bestandteil in ihrer alltäglichen Arbeit eingenommen hat.

Blick auf eine Straße, die durch Wälder und Wiesen führt, die gerade vom Sonnenuntergang angestrahlt werden.
Die Rhön GmbH hat sich bereits vor einigen Jahren auf den Weg hin zu offenen Daten gemacht.

Woher kam die Motivation, das Thema Open Data voranzutreiben? 

Unser Ziel war und ist es, die Destination digital für die Zukunft gut aufzustellen. Gäste informieren sich vor und während der Reise zunehmend digital. Die Summe an genutzten Kanälen wird größer, auch Sprachassistenten werden immer häufiger verwendet. Deswegen haben wir uns dazu entschieden, das Thema Open Data anzugehen, da es unserer Meinung nach der richtige Weg ist, auf digitale Trends zu reagieren. Außerdem ist klar: Gute Daten und eine einfache und schnelle Informationsübersicht werden in Zukunft noch wichtiger! 

„Als DMO wollen wir im Internet gefunden werden und unsere Gäste an unterschiedlichen Touchpoints erreichen und informieren. Durch Open Data ist das möglich.“

Sophia Markert
Projektmanagerin Kommunikation & Digitalisierung, Rhön GmbH
Mobiltelefon mit Open Data in der Hand einer Frau
Einmal pflegen, überall ausspielen: Über Schnittstellen kann jeder seine Ausspielungskanäle anbinden – egal ob Webseite oder App.

Welche Vorteile hat Open Data für euch? 

Wir können mit Open Data viel effizienter arbeiten. Wenn sich z.B. die Öffnungszeiten einer Tourist-Information geändert haben, musste früher jemand die neuen Öffnungszeiten auf sämtlichen Webseiten individuell anpassen. Mit Open Data werden solche Daten in einer Datenbank gebündelt. Somit muss man die neuen Öffnungszeiten nur in der Datenbank ändern und sie werden automatisch auf allen Ausspielkanälen aktualisiert. Die Anpassung geht daher viel schneller und auch die Qualität der Daten wird gesteigert, da Flüchtigkeitsfehler bei der Daten-Aktualisierung vermieden werden.

Zudem wollen wir als DMO möglichst gut im Internet gefunden werden und unsere Gäste an unterschiedlichen Touchpoints erreichen. Nicht nur unsere Webseite, auch digitale Infopoints und die Ausspielung von Informationen über Sprachassistenten sind für uns wichtige Berührungspunkte. Open Data macht es möglich, diese Touchpoints mit den richtigen Informationen zu befüllen, ohne dass wir oder andere Akteure in mehreren Systemen Daten pflegen müssen. Alle Endgeräte können auf den gesamten Datenbestand zugreifen und je nach Touchpoint relevante Inhalte ausspielen.

Das Gute daran ist, jeder kann über Schnittstellen seine Kanäle anbinden. Und auch die Anbindung an den Knowledge-Graphen der DZT ist ein großer Vorteil.

Welche Herausforderungen gab es bei der Einführung von Open Data? 

Open Data und die Graph-Datenbank waren für uns ganz neue und sehr komplexe Themenbereiche. Daher war am Anfang viel Geduld und Kommunikation nötig, um alle Partner mit ins Boot zu holen und ihnen den Nutzen dieser neuen Datenbank zu zeigen. Denn zunächst war in der Anwendung noch nicht sichtbar, wie die Daten letztendlich ausgespielt werden. Die neue Rhön-Website war zwar bereits im Aufbau, konnte aber erst live gehen, nachdem alle Daten in der Datenbank vorhanden waren.

Eine weitere große Herausforderung war und ist auch die Bebilderung der Datensätze.  Touristiker und Akteure haben zwar oftmals Bildmaterial von Ihren POIs, allerdings nicht mit Open-Data-Lizenzen. Wir möchten unsere Partner hierbei unterstützen und nutzen einen Teil der Fördergelder, um Fotos mit CC0-Lizenz für die Bebilderung der Datensätze anzufertigen. Zudem haben wir Fotografen zu den Partnern vor Ort geschickt, um die Sehenswürdigkeiten zu fotografieren, von denen noch keine Bilder mit passender Lizenz vorhanden waren.

„Die Nutzung von Open Data ist zwar ein aufwendiger Prozess, in den viel Zeit und Arbeit fließt, doch es zahlt sich aus. Sobald ein Grundstock an Daten vorhanden ist, kann jeder Partner und die gesamte DMO davon profitieren – und am Ende natürlich auch der Gast!“

Sophia Markert
Projektmanagerin Kommunikation & Digitalisierung, Rhön GmbH
Grafik der Kriterien für die Erfassungsqualität von Open Data-Daten
Die wichtigsten Kriterien für die Erfassungsqualität von Daten.

Habt ihr Tipps, wie diese Herausforderungen gemeistert werden können? 

Mein Tipps: Potenzielle Partner zu Beginn nicht mit Informationen überfrachten, sondern die  Komplexität des Themengebietes bei Info-Veranstaltungen so weit wie möglich minimieren. Viel wichtiger ist es, den Nutzen einer neuen Datenbank umfassend und anschaulich darzustellen.

Und man sollte alle Akteure in einer Region frühzeitig informieren und einbeziehen. Denn der Umstieg auf Open Data ist nur zusammen mit den Partnern vor Ort möglich. Es ist ein Prozess, bei dem man viel voneinander lernen und profitieren kann.

Warum ist Datenqualität bei Open Data so wichtig? Habt ihr ein Beispiel für uns? 

Open Data ermöglicht eine neue Dimension der Datennutzung. Durch diese Daten-Schnittstellen können Datensätze gleichzeitig an eine Vielzahl von Systemen weitergegeben und für unterschiedliche Anwendungen genutzt werden.

Aber damit eine zielgerichtete Ausspielung der Daten möglich ist, muss der Datensatz gut gepflegt sein. Dabei geht es nicht nur um richtige Angaben, sondern auch um deren Tiefe. An manchen Touchpoints sind für Besucher*innen neben einem ansprechenden Beschreibungstext zum Beispiel auch Merkmale wie Barrierefreiheit, Familientauglichkeit oder die Anbindung an den ÖPNV wichtig. Je mehr Informationen im Datensatz hinterlegt sind, desto besser und zielgerichteter kann er verwendet werden. Denn die Reichweite eines Datensatzes erhöht sich durch die Weitergabe an Dritt-Systeme. Und niemand sollte einen schlecht gepflegten Datensatz ausspielen lassen. Denn wie heißt es so schön: Shit in, Shit out.

Eure Destinationswebseite wurde komplett neu aufgebaut und neben offensichtlichen optischen Veränderungen, steht hinter der Webseite auch ein völlig neues technisches Konzept. Welche Vorteile hat das neue Konzept für euch und die Pflege der Webseite?

Unsere Website rhoen.info haben wir anhand eines Websitebaukastens aufgebaut, der direkt auf die Graph-Datenbank zugreifen kann. Das bedeutet, dass alle Datensätze, die in der Datenbank vorhanden sind, auf der Website abgebildet werden können, ohne dass wir sie selbst alle anlegen müssen. Dies betrifft zum Beispiel Orte, Schwimmbäder und Museen. Ändert ein Akteur einen Datensatz ab, wird die Ausspielung auf der Website automatisch aktualisiert. Die ist eine große Erleichterung, um unsere Website stets aktuell zu halten.

Könnt ihr beim Thema Open Data auch schon ein Umdenken bei den Leistungsträgern in der Rhön feststellen?

Definitiv! Open Data rückt immer mehr in den Fokus. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass immer mehr Bundesländer an dem Thema aktiv beteiligt sind. Bei uns im Speziellen hat die neue Rhön-Webseite ein Umdenken begünstigt, da so die Vorteile von Open-Data für alle besser sichtbar waren.

Abschließend noch eine Frage: Warum sollten auch andere bayerische Regionen ihre Daten öffnen und eurem Umgang mit Open Data folgen?

Das Öffnen von Daten ist zwar ein Prozess, in den viel Zeit und Arbeit fließt, doch es zahlt sich aus. Ist erstmal ein Grundstock an Daten vorhanden, kann jeder Partner und die gesamte DMO davon profitieren – und am Ende natürlich auch der Gast!