Open Data statt grenzenlose Datenwildnis
Wie der Nationalpark Bayerischer Wald durch Datenpflege die Natur zusätzlich schützen möchte.
Beim Thema Open Data sind sich Julia Zink und Teresa Schreib von der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald einig: Die richtige Datenpflege ist genauso wichtig, wie die Pflege des 25.000 Hektar großen Waldschutzgebietes. Denn beides ist für die Destination rund um den Nationalpark offenkundig von Vorteil. Welche Herausforderungen es dabei gibt und warum der Nationalpark inzwischen sogar Open Data-Vorreiter ist, erzählen sie uns jetzt.
Wieso habt ihr euch dazu entschieden, mit Open Data-Inhalten in eurer Datenbank zu arbeiten?
Das Thema Open Data ist durch die Teilnahme an dem Projekt „BayernCloud Tourismus im Digitalen Dorf“ in unseren Fokus gerückt. Bei einem ersten gemeinsamen Arbeitskreistreffen mit dem Technologie Campus Grafenau (TCG) und der BayTM wurde uns erläutert, was die BayernCloud Tourismus (BCT) ist. Und wie wichtig heute richtiges Datenmanagement und eigenständige Datenpflege für Tourismusakteur*innen sind. Aber auch wie die sogenannten “offenen Daten” sinnvoll und gewinnbringend genutzt werden können. Das hat uns als Nationalpark, der in einer der drei Modellregionen liegt überzeugt, bei dem Projekt mitzumachen.
Was für Vorteile erhofft ihr euch durch offene Daten?
Die Nutzung von Open Data führt nicht nur zu einer höheren Reichweite und Sichtbarkeit der Daten, sondern reduziert auch den Datenpflegeaufwand für uns: Ganz nach dem Motto „einmal einpflegen – überall ausspielen”. Da wir beispielsweise Informationen zu Touren und Ausflugszielen im Nationalpark schon seit einiger Zeit in einem Destinationsmanagementsystem pflegen, stellen wir diese Inhalte gerne auch für die BayernCloud Tourismus zur Verfügung. Zudem minimieren wir dadurch auch den Bedarf von teilweise sehr kostenintensiven Schnittstellen zu anderen Datenmanagementsystemen.
Durch die Bereitstellung unserer Inhalte als Open Data können wir unsere Nationalpark-Philosophie und naturschutzrelevante Inhalte vermitteln sowie aktiv in die Besucherlenkung eingreifen.
Die Einführung von Open Data ist ein Prozess und geht nicht von heute auf morgen. Was waren die ersten Schritte bei der praktischen Umsetzung?
Nach einer intensiven Schulung über korrekte Datenpflege haben wir uns mit den sogenannten Creative Commons-Lizenzen, kurz CC-Lizenzen, beschäftigt. Mit diesen können Urheber ihre Werke gezielt und in unterschiedlichen Stufen zur Nutzung für andere freigeben: Denn ohne freie Lizenzierung (mittels CC-Lizenzen oder anderer Standardlizenzen) der Daten muss für jede Verwendung erstmal beim Urheber nachgefragt werden. Das ist nicht im Sinne von Open Data. Daher haben wir zunächst geklärt, mit welchen Lizenzen wir unsere Dateninhalte belegen können.
Welchen Herausforderungen seid ihr begegnet, als ihr mit der Einführung offener Daten begonnen habt?
Nachdem wir uns mit den verschiedenen CC-Lizenzen vertraut gemacht haben, mussten wir entscheiden, wie wir diese auf unsere Inhalte anwenden können. Die Lizenzfrage für die Texte von Touren und Ausflugszielen war relativ leicht zu klären, denn diese wurden während der Arbeitszeit von uns oder von Kollegen erstellt. Daher haben wir diese zuerst freigegeben. Bei unseren Bildern gibt es aktuell noch Klärungsbedarf in puncto Lizenzen. Denn hier müssen wir die Bildrechte zunächst mit Fotografen oder anderen Dienstleistern abklären. Daher geben wir diese erst nach und nach frei und verwenden für die Erstellung neuer Bilder gleich die Vorlagen der BayTM zur Bildlizenzierung.
Habt ihr Tipps, um mit diesen Herausforderungen umzugehen?
Es ist wichtig, sich grundsätzlich damit zu beschäftigen, wie digitale touristische Inhalte richtig erstellt und optimal geteilt werden können. Wir sind in diesem Bereich selbst noch Lernende, wollen aber für unsere Gäste auch in Zukunft noch bessere und aktuellere Informationen sicherstellen können. Wir arbeiten daher eng mit allen touristischen Akteuren zusammen und versuchen, uns bestmöglich einzubringen.
Warum ist die Datenqualität bei Open Data so wichtig? Habt ihr ein Beispiel für uns?
Eine hohe Datenqualität ist wichtig, um möglichst korrekte und aktuelle Informationen weiterzugeben. Denn nur auf Basis zuverlässiger Informationen können Besucher*innen ihre Aktivitäten richtig planen. Gerade die Öffnungszeiten von Einrichtungen oder Informationszentren sind wichtige Daten, damit die Besucher*innen am Ende nicht vor geschlossenen Türen stehen. Mit Open Data lässt sich Frustration bei den Gästen einfach und effizient vermeiden.
Warum sollten auch andere bayerische Regionen mit Open Data arbeiten?
Die meisten Menschen informieren sich heutzutage über digitale Medien, bevor sie ihren Ausflug oder Urlaub starten. Daher ist es wichtig, dass man stets auf aktuelle und zuverlässige Daten zugreifen kann, um möglichst gut informiert unterwegs zu sein. Wenn immer mehr Regionen ihre Daten öffnen, entsteht dadurch eine große und nahezu vollständige Datenbasis, auf deren Grundlage man sich gut und sicher informieren kann. Und damit kann sogar in Echtzeit nachvollzogen werden, wo Ausflüge noch möglich sind und wo nicht.
Setzt ihr Open Data auch bei der Besucherlenkung im Nationalpark ein?
Durch die Bereitstellung unserer Inhalte als Open Data können wir unsere Nationalpark-Philosophie und naturschutzrelevante Inhalte vermitteln sowie aktiv in die Besucherlenkung eingreifen. Denn der überwiegende Teil der Gäste nutzt inzwischen digitale Tourenportale zur Routenplanung. Dort findet man jedoch auch eine große Zahl an Touren, die auf verbotenen Wegen verlaufen. Durch das Einpflegen der Daten für erlaubte und naturverträgliche Touren arbeiten wir offensiv an der Behebung dieses Problems.
Außerdem informieren wir die Besucher*innen auch über allgemeine Verhaltensregeln und eventuelle Sperrungen, z.B. wenn Wege aufgrund der Brut von Wanderfalken temporär gesperrt sind. Dadurch wissen die Besucher*innen immer über aktuelle Einschränkungen Bescheid, können ihre Aktivitäten entsprechend planen und eventuell nach Alternativen suchen. Das ist sowohl für das persönliche Naturerlebnis als auch für den Naturschutz förderlich.