Was bringt Tourismus?

Wichtiger Wirtschaftsfaktor und hohe Lebensqualität für Einheimische

Bayern ist das Reiseland Nummer 1 in Deutschland – mit rund 100 Mio. statistisch erfassten Übernachtungen im Jahr. Davon profitiert nicht nur die Tourismusbranche, sondern ganz Bayern. Denn die bayerische Tourismusbranche hat als Leitökonomie neben ihrer großen wirtschaftlichen Bedeutung auch einen wesentlichen Einfluss auf die Lebensqualität der Menschen vor Ort. Neben Zahlen und Fakten zu diesen Themen liefern wir euch hier Argumente für einen starken Tourismus in eurer Region und zeigen auf, was Tourismus wirklich bringt. 

Tourismus und seine wirtschaftlichen Effekte

Konsum

Im Jahr 2019 verzeichnete Bayern über 100 Millionen Übernachtungen und mehr als 555 Millionen Tagesreisen. Der gesamte touristische Konsum von Gütern und Dienstleistungen in Bayern betrug im Jahr 2019 rund 47,5 Milliarden Euro. 24,5% bzw. 11,6 Mrd. Euro der Ausgaben von Gästen flossen dabei in den Bereich des Shoppings bzw. Einkaufs von Lebensmitteln vor Ort. Das beweist die enorme Bedeutung der Gäste in Bayern für den Einzelhandel und damit für die Attraktivität der Städte und Orte.

Wie sich die Ausgaben der Gäste in Bayern auf einzelne Konsumbereiche verteilen, zeigt die folgende Grafik:

Oft denkt man im Zusammenhang mit Tourismus zunächst an Übernachtungsgäste. Doch neben den rund 100 Mio. statistisch erfassten jährlichen Gästeübernachtungen erhebt der Tagesreisenmonitor des dwif weit über 500 Mio. Tagesreisen pro Jahr in und nach Bayern. Die enorme wirtschaftliche Bedeutung dieses Segments zeigt die nachstehende Grafik: Private und geschäftliche Tagesreisen standen gemeinsam für 45,3% des touristischen Gesamtkonsums im Jahr 2019.

Touristischer Gesamtkonsum in Bayern nach Reisekategorien

Wertschöpfung 

Aus dem Gesamtkonsum resultiert eine Bruttowertschöpfung in Höhe von 28,2 Milliarden Euro (direkt und indirekt). Der Tourismus hat damit einen Anteil von 4,9% an der gesamten Bruttowertschöpfung in Bayern im Jahr 2019. Die indirekte Bruttowertschöpfung berücksichtigt die Nachfrage der Produzenten von touristischen Gütern und Dienstleistungen nach Vorleistungen, zum Beispiel die Nachfrage des Gastronomen nach der Ausstattung seines Betriebes durch Firmen und Handwerker in der Region.

Beschäftigung 

Im Jahr 2019 waren 548.400 Personen in Bayern direkt oder indirekt im bayerischen Tourismus beschäftigt. Das entspricht einem Anteil von 7,4% aller Erwerbstätigen in Bayern. Setzt man diesen Anteil ins Verhältnis zu dem Bruttowertschöpfungsanteil von 4,9% werden die enorme Personalintensität und der positive Beschäftigungseffekt der Branche deutlich. Denn Tourismus schafft Arbeitsplätze vor allem auch in ländlichen Regionen mit wenig Industrieansiedlung. Dabei handelt es sich überwiegend um ortsgebundene Arbeitsplätze verschiedenster Qualifikationsstufen.

Tourismus als Treiber für Lebensqualität 

Bereits durch die Schaffung von Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten trägt der Tourismus zum (wirtschaftlichen) Leben der Menschen vor Ort bei. Das lässt sich anhand von Kennzahlen gut messen und belegen. Über seine wirtschaftlichen Effekte hinaus leistet der Tourismus aber auch einen großen Beitrag zur Lebensqualität der Einwohner. Ein anschauliches Beispiel dafür ist die Schaffung und der Erhalt von Freizeitinfrastruktur, die von Einheimischen und Gästen genutzt werden kann. Allerdings lassen sich diese „sozialen Effekte“ des Tourismus auf das Leben der Einheimischen deutlich schwerer quantifizieren als die oben beschriebenen wirtschaftlichen Effekte.

Diesen Mangel an „sozialen“ Erfolgskennzahlen des Tourismus versucht die Studie „Lebensqualität und Tourismus“ zu schließen, indem sie bei der Untersuchung des Zusammenhangs von Tourismus und Lebensqualität vor Ort die Perspektive der Einheimischen in den Fokus rückt. In einem ersten Schritt erfasst die Studie wie Menschen, die in Bayern leben, ihre Lebensqualität generell beurteilen:

Insgesamt liegt bei der Mehrheit der Einwohner*innen Bayerns (51%) eine (sehr) hohe Lebensqualität vor. Dies liegt zudem über dem Niveau der wahrgenommenen hohen Lebensqualität aller Deutschen (46%). In einem weiteren Schritt werden die Menschen zu zahlreichen Aspekten, die die Lebensqualität beeinflussen können, befragt – zunächst unabhängig von touristischen Aspekten.

  • So betrachten beeindruckende 81% der Befragten Naherholungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten in der Natur als „sehr wichtig“ oder „wichtig“.
  • Ein vielfältiges Freizeit- und Kulturangebot ist für 62% der Befragten von großer Bedeutung („sehr wichtig“ oder „wichtig“) und Angebot an Restaurants und Cafés hat für 55% („sehr wichtig“ oder „wichtig“) eine hohe Priorität.
  • Eine gute Nahversorgung wird von 83% der Befragten ebenso geschätzt wie eine Verkehrsinfrastruktur, die für 75% von hoher Relevanz ist, einschließlich des öffentlichen Personennahverkehrs (61%).
  • Ein schönes Stadt- und Ortsbild stufen immerhin 70% als wichtig/sehr wichtig ein für ihre Lebensqualität ebenso wie die Qualität und Sauberkeit von Naturräumen (87%).

Diese ausgewählten Aspekte zeigen bereits, dass viele der Faktoren, die das alltägliche Leben der Menschen bereichern, unmittelbar mit dem touristischen Geschehen vor Ort in Verbindung stehen, zum Beispiel:

  • Zahlreiche Wander- und Radwege werden ausgewiesen und gepflegt – dafür ist der Tourismus maßgeblich mitverantwortlich.
  • Angebote im Freizeit- und Kulturbereich können oft nur entstehen bzw. erhalten werden, wenn neben den Einheimischen auch die Gäste eines Ortes bzw. einer Region zur wirtschaftlich notwendigen Auslastung beitragen.
  • Viele Geschäfte des Einzelhandels sind auf die Umsätze durch Gäste aus nah und fern maßgeblich angewiesen – zum Beispiel das Sportgeschäft in einem kleineren Wanderort oder auch große Läden von Luxuslabels in den Städten. Das gilt auch für den Lebensmitteleinzelhandel, Apotheken usw.
  • Angebote wie z. B. Bergbusse und -bahnen schaffen ein Angebot im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs in ländlich geprägten Regionen, das auch von den Menschen vor Ort genutzt werden kann.

Dann ist ja alles klar – Tourismus ist Treiber für Wirtschaftskraft und Lebensqualität?

Die Tourismusakzeptanz ist in Deutschland und auch in Bayern im Zeitablauf gesunken. Nicht überall und auch unterschiedlich stark, doch die Tendenz der letzten Jahren ist eindeutig. Wie kann das sein, angesichts der nachweislich positiven wirtschaftlichen Effekte sowie dem Beitrag des Tourismus zu wichtigen Aspekten der Lebensqualität von Einheimischen?

Im dritten Teil der Lebensqualitätsstudie wird klar: Menschen in Bayern betrachten den Tourismus primär als bedeutenden Wirtschaftsfaktor und weniger als Treiber für ihre eigene Lebensqualität. Das zeigt sich, wenn die Menschen die Effekte des Tourismus konkret einschätzen sollen:

Denn 44% der befragten Personen in Bayern stimmen der Aussage zu, dass der Tourismus einen entscheidenden Beitrag zur Wirtschaftskraft des Bundeslandes leistet. Im Detail geben 58% an, dass der Tourismus zu mehr Steuereinnahmen führt, 39% sehen Tourismus als Initiator von Investitionen und 36% erkennen die Rolle des Tourismus bei der Schaffung von attraktiven Arbeitsplätzen.

Daneben wird der Tourismus als Lebensqualitätsfaktor weniger stark wahrgenommen: Lediglich 23% der Befragten stimmen der zusammenfassenden Aussage zu, dass der Tourismus in Bayern einen Beitrag zur Lebensqualität der Einwohner*innen leistet. Gleichzeitig erhalten die zusammenfassenden Aussagen, dass der Tourismus zum Wohlbefinden der Einwohner*innen und zur Erhaltung einer lebenswerten Umwelt in Bayern beiträgt, den selben Zustimmungswert von 23%.

Unser Fazit

© tourismus.bayern – Peter von Felbert

Oftmals wird die touristische Infrastruktur, wie oben beispielhaft beschrieben, von Einheimischen als selbstverständlich betrachtet und nicht erkannt, dass es viele dieser Angebote ohne den Tourismus vor Ort nicht geben könnte. Das verstehen wir als kommunikative Herausforderung. Unser Ziel ist es daher, das Bewusstsein der bayerischen Bevölkerung dafür zu schärfen, dass der Tourismus nicht nur wirtschaftliche Vorteile mit sich bringt, sondern auch maßgeblich zur Verbesserung der Lebensqualität in den Orten und Regionen Bayerns beiträgt.