Mit Besucherlenkung achtsam und sensibel unterwegs
Ein Erfahrungsbericht
Viele sprechen von Besucherlenkung, Achtsamkeit in der Natur und haben schon Berührungspunkte hiermit, ohne es vielleicht zu merken. Ein Entlangschlängeln auf engen Wanderwegen, Menschenansammlungen am Aussichtspunkt, volle Parkplätze und Mülleimer? Kennt doch eigentlich fast jeder, der gerne am Wochenende in unserer schönen bayerischen Natur unterwegs ist. Auch ich.
Dass die Menschen in diesen herausfordernden Zeiten besonders gerne raus wollen, ist ja klar! Da mache ich bei mir privat keine Ausnahme. Eigentlich überlegen wir jedes Wochenende nach dem Check der Wetter App, wo wir zum Wandern, Spazierengehen oder Radeln hinfahren könnten. Rein logistisch zieht es uns meistens in den Münchner Süden in die Bayerischen Voralpen. Und wie sind wir seit der Pandemie unterwegs? Leider, leider, mit dem Auto – fühlt sich sicherer an. Die jahrelang gelebte umweltfreundliche Anreise Bahn ist durch die Pandemie in den Hintergrund gerückt. Aber das kommt wieder, da bin ich sicher!
Also auf geht’s – wir machen eine Wanderung. Nach lautem Magenknurren habe ich schon im ersten Lockdown gelernt: nie ohne Wasserflasche und Verpflegung loswandern. Manchmal ist es nämlich so schön da draußen, dass die Tour immer länger wird oder man findet so ein schönes, ruhiges Plätzchen zum Ausruhen, dass man einfach nicht mehr gehen will. Denn da war ja was: Hütten waren mal geschlossen. Das ist zum Glück jetzt vorbei. Aber das hat sich eingeprägt: Brotzeitbox einpacken und natürlich den Müll wieder mit nach Hause nehmen!
Vor einigen Wochen sind wir auf den Rauhkopf in den Schlierseer Bergen gewandert und trafen doch glatt auf mittlerer Höhe eine Rangerin, die uns mit ihrem Kartenmaterial zeigte, wo die Schutz- und Schongebiete sind, wo wir gehen dürfen und wo besser nicht. Ich war total begeistert und hatte mich so gefreut: Genau das hörte ich vor einiger Zeit bei einem Vortrag von Frau Dr. Möller, dwif consulting: Bei Besucherlenkung macht es die Kombination aus digital und analog!
Bei uns in der kleinen Wandergruppe hat es auf alle Fälle direkt eine angeregte Diskussion ausgelöst. Man hört zwar immer von Gämsen und Auerhühnern, aber sehen tut man sie doch eigentlich nie, also kann man doch überall laufen? Nein, weit gefehlt. So haben wir jetzt gelernt, dass rund um Wendelstein, Sudelfeld, Rotwand viele Schongebiete liegen, die man – basierend auf Freiwilligkeit – umgehen soll, um der Natur Ruhe und Rücksichtsorte zu geben. Und hätten wir uns alle Infotafeln oder Hinweisschilder durchgelesen? Eher nicht, denn einer will doch eigentlich immer sofort los.
Noch ein Beispiel: Wandern anhand von „weniger beliebten“ komoot Tourenvorschlägen. Es war ein Winter-Wochenende und es ging Richtung Starnberger See. Bei der Ilkahöhe waren wir alle schon lange nicht mehr (eigentlich nicht mehr, seit wir kleine Kinder hatten, denn das war die perfekte Tour mit Kinderwagen oder Tragetuch, einfacher Weg, super Ausblick, viele Bänke zum Ausruhen…am besten mitten in der Woche). Aber da wird es bestimmt voll sein bei so einem Super-Wetter-Wandertag, dachten wir.
Also suchten wir uns ganz bewusst eine Tour durch die Wälder westlich von Tutzing raus, vorbei am wundervoll zugefrorenen Deixlfurter Weiher (vorher noch nie gehört, sorry) mit dem Ziel Ilkahöhe. Zeitweilig sind wir keiner Menschenseele begegnet. Aber dann beim Endspurt ging es zu wie auf einer Ameisenstraße. Voll war es da. Einmal Ausblick genießen und schnell wieder weg, rein in den ruhigen Wald. Und da habe ich sogar mit meiner Freundin einen Baum umarmt. So happy waren wir in der Ruhe des Waldes!
Das sind nur ein paar kleine, persönliche Beispiele. Aber vielleicht zeigen sie, dass man manchmal unbewusst mit dem Thema Besucherlenkung konfrontiert wird. Und dass man mit ein paar Planungen im Vorfeld und dem Bewusstsein für unser tolles „Gut“ eine schöne und gleichzeitig „achtsame“ Zeit in unserem wunderschönen Bayern verbringen kann!