CSRD: Wie die neue EU-Richtlinie die MICE-Branche verändert 

Die CSRD-Richtlinie und ihre Folgen 

Das neue EU-Instrument der Nachhaltigkeitsberichterstattung forciert die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft. Schließlich lautet das übergeordnete Ziel des „Green Deal“ Klimaneutralität bis 2050. Doch welche Chancen und Herausforderungen bringt die CSRD-Richtlinie für die MICE-Branche mit sich?

Ein Mann hält ein Tablet in der Hand. Er steht vor einer Scheibe, in der man die Spiegelung sieht.
Foto © Thomas Linkel

Was ist die Corporate Sustainability Reporting Directive? 

Die EU nimmt zweifellos eine globale Vorreiterrolle in der Gesetzgebung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung ein. Um Umwelt-, Sozial- und Governance-Daten (Environmental-Social-Governance, kurz ESG) hinsichtlich Umfangs, Qualität und Relevanz an Finanzdaten anzugleichen, werden die Berichtspflichten kontinuierlich durch neue Richtlinien und Verordnungen erweitert. So auch durch die EU-Richtlinie für Nachhaltigkeitsberichte, die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Die Einführung dieser Maßnahme soll die Transparenz für grünes Wachstum erhöhen und umfassend dokumentieren, inwieweit die gesetzten politischen Nachhaltigkeitsziele auch erreicht werden. Die EU-Richtlinie legt dabei verbindliche Standards fest, die von allen Unternehmen abgearbeitet werden müssen.

Was ändert sich durch die CSRD-Richtlinie? 

Mit der Ausweitung der Berichtspflicht steigt auch die Zahl der Unternehmen, die berichten müssen. In Deutschland wurden bisher nur rund 500 große Unternehmen von den Regulatorien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung erfasst. In Zukunft wird diese Zahl jedoch auf etwa 15.000 Unternehmen ansteigen. Damit sollen nachhaltiges Wirtschaften und verantwortungsvolles Handeln auch in mittelständischen Betrieben weiter gefördert werden. Die detaillierteren Berichtspflichten stellen sicher, dass Unternehmen nun verpflichtet sind, Informationen zu Nachhaltigkeitsfragen wie Umweltrechten, sozialen Rechten, Menschenrechten und Governance-Faktoren zu veröffentlichen.

Zudem sollen bisherige Lücken in den Vorschriften über die Offenlegung nichtfinanzieller Informationen geschlossen werden, um so u.a. Greenwashing zu verhindern. Damit zeigt die EU deutlich, dass eine Gleichwertigkeit zwischen Finanzberichterstattung und Nachhaltigkeitsberichterstattung angestrebt wird. Denn durch die CSRD-Richtlinie werden nicht nur die Rechenschaftspflichten europäischer Unternehmen über Nachhaltigkeitsaspekte erhöht, sondern erstmals auch verbindliche Berichtsstandards auf Ebene der EU eingeführt.

Nur wer Kund*innen zukünftig nachhaltige Angebote anbieten kann, bleibt weiterhin relevant in der Branche. © meet.bayern – Thomas Linkel

Nachhaltigkeit wird zum Wettbewerbsvorteil

Nachhaltigkeit wird daher auch für Veranstalter*innen das zentrale Kriterium für ihre Entscheidung ob und wo Business Events stattfinden. Denn die CSRD-Richtlinie stellt sicher, dass die gesamte Lieferkette nach Nachhaltigkeitskriterien betrachtet werden muss. Dazu zählen also beispielsweise auch der Energie- und Wasserverbrauch, Maßnahmen zur Ressourcennutzung, dem Klimawandel und der Kreislaufwirtschaft sowie Auswirkungen auf Vebraucher*innen und Endkund*innen.

Nachhaltigkeit wird dadurch zum echten Wettbewerbsvorteil. Denn nur wer Kund*innen zukünftig nachhaltige Angebote anbieten kann, bleibt (nicht nur) für diejenigen Unternehmen, die sich an die CSRD-Regularien halten müssen, weiterhin interessant und relevant. Die CSRD-Richtlinie und das wachsende Bewusstsein für Umwelt- und Sozialverantwortung werden langfristig dazu führen, dass Nachhaltigkeit in naher Zukunft zum unverzichtbaren Branchenstandard wird, dem sich alle Leistungsträger*innen entlang der Wertschöpfungskette stellen müssen, um relevant und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Innovative Maßnahmen und Angebote  

Innovative und ganzheitliche Nachhaltigkeitskonzepte und Maßnahmen wie Grün- oder Photovoltaikanlagen auf Messehallendächern, barrierefreie und inklusive Veranstaltungsstätten oder vegan-vegetarische Cateringangebote von lokalen Dienstleistenden sowie die Umsetzung von sogenannten „Green Nudges“ tragen schon jetzt maßgeblich dazu bei, dass Entscheidungsträger*innen bestimmte Angebote bevorzugen.

Auch die An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die Option zur virtuellen Teilnahme sowie die Unterbringung in Unterkünften, die effektives Nachhaltigkeits- und Ressourcenmanagement betreiben, stellen sicher, dass eine MICE-Veranstaltung möglichst wenig Treibhausgas-Emissionen erzeugt. Wer seine Angebote nicht dementsprechend anpasst, dem droht im Zweifel der Wegfall von – insbesondere großen – Kund*innen.

Wer also langfristig keine Kund*innen aufgrund von CSRD-Maßnahmen verlieren will, muss sich schon jetzt nachhaltig aufstellen und seine Angebote dementsprechend adaptieren.

Es ist Zeit, auf innovative und ganzheitliche Nachhaltigkeitskonzepte und Maßnahmen zu setzen. © Thomas Linkel
Zwei Geschäftsfrauen bei einem Meeting, im Hintergrund ist durch eine Glasscheibe die Zugspitze zu sehen.
Foto © Thomas Linkel

Förderung der MICE-Branche

Nachhaltigkeit ist definitiv kein kurzfristiger Trend, sondern muss zur Grundsatzhaltung werden. Unternehmen, die sich frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzen und nachhaltige Lösungen in ihre Geschäftsstrategie integrieren, werden nicht nur gesetzlichen Anforderungen gerecht, sondern auch von einem positiven Image und einem wachsenden Kundeninteresse profitieren. Nachhaltigkeit wird zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor, der nicht ignoriert werden kann, sondern vielmehr aktiv und zielgerichtet angegangen werden muss.

Daher sind alle Akteur*innen der MICE-Branche gefragt, gemeinsam neue und nachhaltige Konzepte und Lösungsansätze für die Branche zu entwickeln. Nur so ist es möglich, echte Fortschritte auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen und den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen. Die BayTM stärkt die MICE-Branche dabei, indem sie deren Branchenkompetenz fördert und strategische Unterstützung für touristische Akteur*innen bietet. Denn das übergeordnete Ziel besteht schließlich darin, weiterhin erfolgreich Business-Events in den Freistaat zu bringen und Bayern als kompetente MICE-Destination zu etablieren, die nicht nur schön, inspirierend und innovativ, sondern auch nachhaltig ist.

In einem hellen, weißen Gebäude läuft eine Frau die Treppe hoch.
Nur gemeinsam können echte Fortschritte erzielt werden. Foto © erlebe.bayern – Thomas Linkel