Längere Urlaubsreisen ins Ausland und Kurztrips im Inland: Ein Blick auf das aktuelle Reiseverhalten der Deutschen

Und was das für Bayern bedeutet

Das Reiseverhalten der Deutschen verändert sich spürbar: Während Urlaube mit längerer Dauer (ab fünf Tagen) noch nicht ganz zum Vorkrisenniveau zurückgekehrt sind, steigen Kurzreisen (zwei bis vier Tage) kräftig an – eine Entwicklung, die gerade für den Freistaat Bayern große Chancen birgt.

Datenbasis: Reiseanalyse 2025.

23.10.2025
Lesezeit ~17 Minuten
Marktforschung
Kathrin Klosa
Kathrin Klosa
Marktforschung

Kurzreisen werden immer beliebter 

Im Jahr 2024 unternahmen Deutsche knapp 88 Mio. Kurzreisen (zwei bis vier Tage). Ein neuer Rekord, der das Vor-Corona-Niveau von 2019 (mit etwa 84 Mio.) deutlich übertraf. 

Parallel zu diesem Kurzreisen-Boom zeigt sich bei den längeren Urlaubsreisen (ab fünf Tagen) ein anderes Bild: Deren Volumen liegt mit insgesamt 68 Mio. im selben Jahr noch immer unter dem Vor-Corona-Niveau von 71 Mio. im Jahr 2019.

Längere Reisen gehen eher ins Ausland  

Im Jahr 2024 fanden 76% der längeren Reisen ins Ausland statt. Daraus ergibt ein Rekordvolumen von 52 Mio. Auslandsreisen und die Zeitreihe der letzten 10 Jahre zeigt eine steigende Tendenz. 

Dagegen gingen lediglich 16 Mio. Urlaubsreisen der Deutschen ins eigene Land. Das entspricht einem Anteil von 24% an allen Urlaubsreisen. Vor 10 Jahren lag der Anteil noch bei rund 30% und ist seitdem kontinuierlich gesunken – abgesehen von den Jahren, in denen die Pandemie die Reisemöglichkeiten ins Ausland eingeschränkt hat. 

Deutschland als Ziel für die kurze Auszeit  

Knapp 73% aller Kurzurlaubsreisen der Deutschen gingen 2024 ins eigene Land. Auch dieser Anteil ist zugunsten ausländischer Ziele leicht gesunken. Doch da das Kurzreisevolumen insgesamt deutlich gewachsen ist, haben mit knapp 64 Mio. so viele Kurzreisen wie nie innerhalb Deutschlands stattgefunden. 

Besonders bemerkenswert ist die Vorliebe für deutsche Städte: 38% aller Kurzreisen führten in deutsche Städte, während lediglich rund 9% in ausländische Metropolen gingen. Diese Zahlen zeigen eindrücklich: Deutsche Städte sind als Kurzreisedestinationen international konkurrenzfähig.

Familie spaziert durch eine sonnige Altstadtgasse mit Blick auf die rote Backsteinkirche St. Paul in München.
© Thomas Linkel

Bayern: Das beliebteste Kurzreiseziel der Deutschen 

Vor diesem Hintergrund konnte Bayern seine Position als das seit Jahren beliebteste Kurzreiseziel der Deutschen im Jahr 2024 weiter ausbauen. Mit einem Marktanteil von über 13% (das entspricht einem beeindruckenden Volumen von 11,6 Mio. Kurzreisen!) liegt der Freistaat als Kurzreisedestination klar an der Spitze. Allein die Landeshauptstadt München zog 3,8. Mio. Kurzreisende an – das sind rund 4,3% aller deutschen Kurzreisen. 

Zwei Wanderinnen mit Rucksack machen Selfie im Wald, neben einem Steinkreuz am Frauenberg in Eichstätt.
© Naturpark Altmühltal

Was charakterisiert Kurzreisen in Bayern?

Städtetrips beliebt – gefolgt von Wellness und Natur 

Gut ein Fünftel der Kurzreisen nach Bayern (22%) sind Städtereisen. Jeweils rund 15% entfallen auf Wellnessurlaub, Natururlaub sowie den Besuch von Freunden und Verwandten – so die Reiseanalyse 2025. Besonders die hohe Nachfrage nach Wellness und Naturangeboten verdeutlicht: Auch kleinere und mittlere Städte mit urbanem Charme sowie ländliche Regionen können diese Potenziale gezielt für sich nutzen. 

Mobilität: Auto und Bahn dominieren 

PKW und Bahn sind bei Kurzreisen die Verkehrsmittel der Wahl – eine logische Konsequenz der meist kürzeren Distanzen und des Wunsches nach flexibler, kostengünstiger Mobilität. 

Für Bayern zeigen die Zahlen von 2024 eine klare Präferenz: 61% der Kurzreisenden nutzen den PKW, 27% reisten mit der Bahn an. Diese Verteilung spiegelt die hervorragende Verkehrsanbindung Bayerns wider – sowohl über das dichte Autobahnnetz als auch durch die gut ausgebauten Bahnverbindungen zu allen deutschen Großstädten. 

Hotels sind die erste Wahl  

Bei über 56% der Kurzreisen in Bayern wurde im Jahr 2024 in Hotels übernachtet, ein Wert, der über die letzten zehn Jahre kontinuierlich stieg. Bei längeren Urlaubsreisen liegt der Hotelanteil dagegen nur bei knapp 30% und sinkt weiter. 

Dahinter können mehrere Gründe stecken: Kurzreisen sind häufig Städtetrips oder Wellnessauszeiten – hier suchen Gäste Komfort und Service ohne Planungsaufwand. Außerdem spielt der Preis eine geringere Rolle, wenn die Gesamtausgaben überschaubar bleiben. 

 

Zwei Personen sitzen in einem Eisloch, umgeben von Schnee, mit Blick auf die verschneiten Berge der bayerischen Alpen unter einem bewölkten Himmel.
© Thomas Linkel

Wirtschaftliche Effekte 

Rund 11,6 Mio. Kurzreisen nach Bayern generieren erhebliche wirtschaftliche Impulse. Nicht nur große Hotels profitieren, sondern auch kleine und lokale Betriebe: Restaurants, Einzelhändler, Dienstleister und Freizeitanbieter vor Ort. Kurzreisende tendieren dazu, ihr Budget konzentriert und oft weniger preisbewusst auszugeben, was der regionalen Wertschöpfung zugutekommt. 

Laut Reiseanalyse 2025 liegen die mittleren Ausgaben pro Person und Tag bei rund 82 Euro auf längeren Reisen und circa 106 Euro bei Kurzreisen – jeweils innerhalb Deutschlands. 

Ganzjährige Nachfrage 

Ein möglicher Vorteil von Kurzreisen aus Sicht der Destinationen liegt in ihrer gleichmäßigeren Verteilung über das Jahr. Während längere Urlaubsreisen stark saisonal geprägt sind und sich vorwiegend auf die Schulferien und Sommermonate konzentrieren, verteilen sich Kurzreisen deutlich gleichmäßiger über das Jahr. 

Diese geringere Saisonalität bringt erhebliche Vorteile mit sich: Die touristische Infrastruktur wird ganzjährig besser ausgelastet, Arbeitsplätze werden stabilisiert und regionale Wirtschaftskreisläufe gestärkt. Hotels, Restaurants und Freizeiteinrichtungen können ihre Kapazitäten gleichmäßiger nutzen und sind weniger abhängig von den traditionellen Hochsaison-Monaten. 

Fazit und Ausblick

Die Entwicklung hin zu mehr Kurzreisen ist vermutlich kein vorübergehendes Phänomen. Vielmehr spiegelt sie die Veränderungen der Arbeits- und Lebensgewohnheiten wider: Flexible Arbeitszeiten ermöglichen spontane Auszeiten, das Bedürfnis nach Work-Life-Balance wächst und ein stärkeres Umweltbewusstsein begünstigt regionale Reiseziele. 

Für Bayern ergeben sich daraus einige Zukunftschancen. Als etablierte Kurzreisedestination mit kontinuierlich wachsenden Marktanteilen ist der Freistaat gut aufgestellt, um von diesem Wandel im Reiseverhalten zu profitieren.  

Neben den größeren und bekannten Städtedestinationen in Bayern könnten sich gerade Klein- und Mittelstädte sowie der ländliche Raum entsprechend positionieren und die beschriebenen Chancen für sich nutzen. 

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