Blick über den Zaun

Hier sprudeln auch Ideen

Der Bädertourismus ist ein hartes Brot geworden. In ganz Europa kämpfen Kurorte ums Überleben; auch einst mondäne Adressen tun sich schwer. Doch es gibt Heilbäder, die mit speziellen Konzepten zu neuer Frische gefunden haben. Drei Beispiele aus drei Ländern

Blick in ein altes Römisches Bad in Bath. Im grünblauen Wasser spiegelt sich das beeindruckende Gebäude.

Bad Ragaz, Schweiz

Wo die Gäste in Heilwasser und Luxus zugleich baden

„Alles nur vom Feinsten“ heißt die Maxime im Ostschweizer Kurort Bad Ragaz, wo man konsequent auf Luxus setzt. Dank der heilenden Wirkung der Quelle aus der Tamina-Schlucht wurde das Bauerndorf bei St. Gallen Mitte des 19. Jahrhunderts zum mondänen Heilbad, das von russischen Adeligen und der europäischen Oberschicht besucht wurde.  Nach einigen Krisen hat Bad Ragaz mit Erfolg wieder voll an die Tradition des Luxus angeknüpft. Die Hotels Hof Ragaz und Quellenhof wurden saniert und zum 5-Sterne-Grand-Resort fusioniert, das heute als bestes Wellness-Hotel der Schweiz gilt und eine äußerst kaufkräftige Klientel anzieht. Dazu kommen Kulturevents von Weltklasse. Diese Fokussierung auf eine Luxuszielgruppe hat dem Ort ein klares Profil verschafft, das sich gut vermarkten lässt.

Blick auf Bad Ragaz von oben. Das Dorf liegt in einem großen Tal. Im Hintergrund sieht man hohe Berge.
Bad Ragaz, Schweiz © Shutterstock – FTiare
Blick auf den Ort Spa von oben. Das Städtchen liegt im Grünen.
Spa, Belgien © Shutterstock – Sertan Yaman

Spa, Belgien

Mit einer Kabinenbahn die Welten verbinden

Bis zum Ersten Weltkrieg war der Kurort Spa in den belgischen Ardennen ein Belle-Epoque-Juwel mit eisenhaltigem Heilwasser, das aus 300 Quellen sprudelte, mit Casino und Stammgästen vom Rang eines Zar Peter I. Danach ging es stetig bergab. Verfall machte sich breit. Bis die Stadt nach einem finanziellen Kraftakt 2004 eine ganz neue Thermenanlage in den Hügeln über der Stadt eröffnete. Während Nostalgie-Gäste im Alten Kurbad unten in der Stadt wie vor 150 Jahren in Kupferwannen kuren können, werden oben in den luftigen Glas-Pavillons neben den klassischen Hydro- und Balneotherapien auch moderne und fernöstliche Wellness-Treatments angeboten – Ayurveda, Shiatsu, Watsu. Eine gläserne Kabinenbahn verbindet Stadt und Hügel, Alt und Neu. Oft tragen die Passagiere Bademantel. Die Kombination aus Alt und Neu, aus traditionellen Kur-Anwendungen, Bade-Spaß und Wellness, sie funktioniert: Heute zählt der traditions­reiche 10.000-Seelen-Ort in der Wallo­nie mehr Gäste denn je zuvor – rund 190.000 kommen im Jahr.

Bath, Großbritannien

Baden, Shoppen, Genießen und jede Menge Kultur: Die Mischung macht den Erfolg

Auch die in Südwest-England gelegene Stadt Bath, wo die einzigen heißen Quellen Englands sprudeln, knüpft mit einem Neubau an die Geschichte an. Schon die alten Römer kurten hier; deren hervorragend erhaltene Thermalbecken sind heute allerdings nurmehr Museum und als solches die größte Sehenswürdigkeit der Stadt. Das 2005 eröffnete Thermae Bath Spa dagegen wurde als knallmoderner Wellness-Tempel mit allen Schikanen geplant, Rooftop-Pool mit Kathedralen-Blick inklusive. Doch auch die Stadt selbst mit ihrer perfekt erhaltenen georgianischen Architektur aus honigfarbenem Sandstein ist eine echte Attraktion und nicht umsonst UNESCO-Welterbe. Doch allein auf den Badetourismus wollte Bath sich lieber nicht verlassen: Die Stadt setzte vielmehr auf Diversifizierung – und entwickelte ein äußerst breit gefächertes Freizeitangebot mit üppigen Gastro-, Shopping-, Kultur- und Freizeitangeboten in allen Preisklassen. In diesem Mix finden inzwischen alle das Richtige: klassische Kurgäste, verliebte Paare, Familien mit Kindern. Eine Rundum-Mischung, die funktioniert.

Blick über einen Fluss auf eine beeindruckende Promenade
Bath, Großbritannien © Shutterstock – Valdis Skudre