Nachhaltige Tourismusentwicklung

Lebensqualität für alle

Bayern bringt beste Voraussetzungen mit, um sich langfristig als nachhaltiges Reiseziel zu etablieren. Doch wie passen Tourismus und Nachhaltigkeit zusammen? Und welche Bereiche sind davon betroffen?

Was ist nachhaltige Tourismusentwicklung?

Nachhaltiger Tourismus ist mehr als Umweltschutz. Er ist „langfristig, d. h. in Bezug auf heutige wie auf zukünftige Generationen, ethisch und sozial gerecht und kulturell angepasst, ökologisch tragfähig sowie wirtschaftlich sinnvoll und ergiebig” (Forum Umwelt und Entwicklung, 1999). Ökonomische, soziale und ökologische Fragestellun­gen dürfen nicht isoliert betrachtet werden, sondern müssen miteinander verschränkt und austariert werden. Nachhaltige Tourismusentwicklung erfordert eine ganzheitliche Perspektive mit dem Ziel, die Lebensqualität für Einheimische und Gäste gleichermaßen zu erhöhen. Es geht darum, die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten, die Bedürfnisse von Gästen und Einheimischen mit denen des Natur- und Umweltschutzes zu verbinden und dabei eine langfris­tig sozialverträgliche Entwicklung mit hoher regionaler Wertschöpfung anzustreben.

Warum ist nachhaltige Tourismusentwicklung
ein Zukunftsthema?

Gerade die Coronakrise zeigt: Öko­logischer Ressourcenverbrauch gepaart mit hoher Belastung für die Bevölkerung führt zu enormer Unzufriedenheit – und das nicht nur in den Hotspots. Um nicht an Attraktivität zu verlieren, müssen Destina­tionen deshalb nachhaltige Strategien entwickeln, um ihre Ressourcen langfristig zu erhalten, ihre Krisenresilienz zu steigern und die Lebensqualität für Gäste und Bevölkerung gleicher­maßen zu fördern. Zeitgleich verändern sich die Werte, Einstellungen und Qualitätsansprüche der Menschen: Nachhaltigkeit im Tourismus wird vom Gast immer mehr als selbstverständlich vorausgesetzt. Damit ist nachhaltiges Handeln nicht nur zeitgemäß, sondern pure Notwendigkeit für den Erhalt erfolgrei­cher Tourismusdestinationen.

Rangerin Kristin Biebl auf dem Kleinen Falkenstein im Nationalpark Bayerischer Wald
Rangerin Kristin Biebl auf dem Kleinen Falkenstein © erlebe.bayern – Gert Krautbauer

Welche Bereiche sind betroffen und warum?

  • ÖKONOMIE

Für eine nachhaltige Destinationsentwicklung müssen die Erhöhung der regionalen Wertschöpfung und die Sicherung des wirtschaftlichen Wohlstands der Bevölkerung durch den Tourismus im Vordergrund stehen: Nur wenn die lokale Bevölkerung vom Tourismus profitiert, kann ein positives Tourismus­bewusstsein vor Ort sichergestellt werden. Zwar führen als nachhaltig deklarierte Angebote nicht zwingend zu einer stärkeren Nachfrage. Aber das Thema Nachhaltigkeit entwickelt sich zunehmend zum indirekten Qualitätskriterium, bei dem zum Beispiel Ökosünden wie Einweg­ver­packungen oder Wasser- und Energie­verschwendung von den Gästen zunehmend weniger akzeptiert werden. Grundsätzlich gilt: Wirtschaftliche Aspekte sind nur so lange tragbar, wie andere Aspekte der Nachhaltigkeit keinen Schaden nehmen.

  • ÖKOLOGIE

Natur und Landschaft sind existenzielle Ressourcen des Tourismus und Schlüsselfaktoren für die touris­tische Attraktivität. Schon deshalb ist ihr Erhalt existenziell. Zwar treten durch ihre touristische Nutzung fast immer ökologische Belastungserscheinungen und ein gewisser Ressourcenverbrauch auf. Doch mit kluger Tourismusplanung, einem abgestimmten Besu­chermanagement sowie durch Umweltmanagement­methoden in den Betrieben bleibt das kontrollierbar. Bei der Destinationsentwicklung muss deshalb stets auf den Erhalt der einzigartigen Natur­landschaften und der Tierwelt geachtet und bei Bedarf mit Steue­rungsmaßnahmen wie Besucherlenkung, Sensibilisierungskampagnen oder Alternativangebo­ten zu Hotspots ein­gegriffen werden.

Männer beim Maibaumaufstellen
Maibaumaufstellen © erlebe.bayern – Klaus Mergel
  • SOZIOKULTUR

Im Bereich des sozialen Nachhaltigkeitsaspekts steht vor allem die einheimische Bevölkerung im Fokus: Einerseits die freundlichen Gastgeber*innen, die die Grundlage für einen erfolgrei­chen Tourismus darstellen. Andererseits die Dienstleister*innen und Ein­wohner*innen am Ort, z. B. die Taxifahrerin, der Bäcker oder die Familie, die nach dem Weg gefragt wird. Weil der Gast immer mehr den Austausch und Kontakt mit den Menschen vor Ort sucht, wird auch die normale Bevölkerung zum touristischen Erfolgsfaktor.

Es ist daher wichtig, bei der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Bedeutung des Tourismus in der Region zu generieren, den Wert des Tourismus als Garant und Treiber für Wohlstand, Lebensqualität und Arbeitsplätze zu erklären und sie in Entscheidungen einzubeziehen. Auch der Erhalt von kulturellem Erbe, Traditionen und regionalen Besonderheiten als Alleinstellungsmerkmal sind ein Teil nachhaltiger Konzepte in Urlaubsdestina­tionen. Ziel ist es, einen Heimat- und Urlaubs­raum zu gestalten, der sowohl Gästen als auch Einheimischen höchste Lebens- und Freizeitqualität bietet.

„Bayern bringt beste Voraussetzungen mit, um sich langfristig als nachhaltiges Reiseziel zu etablieren.“

Barbara Radomski
Geschäftsführerin BayTM
Blick auf einen Weinberg in Randersacker mit Ortschaft im Hintergrund
Weinreben, Randersacker © erlebe.bayern – Bernhard Huber

Was bedeutet nachhaltige Tourismusentwicklung
für das Urlaubsland Bayern?

Das einzigartige Naturerlebnis, die bayerische Kultur und Tradition, die vielfältige Kulinarik und vor allem das typische baye­rische Lebensgefühl sind die Grund­lage für Bayerns Image und seinen touristischen Erfolg. Ihretwegen reisen jährlich Millionen von Menschen in unsere Destination. Und tragen hier in enormem Maß zum wirtschaft­lichen Erfolg des Freistaats bei. Diesen Tourismus gilt es nachhaltig zu managen und damit für Bayern zu erhalten. Unser Ziel ist es, die Lebensqualität in den bayeri­schen Regionen und Orten für Einheimische und Gäste gleichermaßen zu entwickeln und unsere Heimat für zukünftige Generationen zu bewahren. Nicht die Vermarktung einzelner nachhaltiger Produkte muss deshalb im Mittelpunkt des Handelns stehen, sondern die langfristige Positionierung Bayerns als nachhaltiges Reiseziel. Nachhaltiges Handeln ist ohnehin schon tief in der bayerischen Lebensart verwurzelt: Traditionelles Wirtschaften in und mit der Natur, die Wertschätzung für die regionalen Erzeuger*innen und die hochwertige Arbeit von Handwerk und Dienstleistung, der lebendige Erhalt unserer reichhaltigen Kulturschätze, saisonaler und regionaler Konsum, das engagierte Miteinander in den Regionen, Maßnahmen zum Erhalt unserer Natur-und Kulturlandschaft und der Biodiversität, der Einsatz für die Zukunfts­fähigkeit unserer Wirtschaft und das Arbeiten an einer immer besseren Lebensqualität für Bevölkerung und Gäste – all das können Bausteine für die nachhaltige Entwicklung des Bay­erntourismus sein.

Nach der Coronakrise muss nun die Balance der öko­logischen, ökonomischen und sozialen Interessen wie­derhergestellt werden, um unsere Heimat so lebens­wert wie bisher zu erhalten. Durch eine nachhaltige Herangehensweise stärken wir die bayerische (Touris­mus-)Wirtschaft, schonen die einzigartige Natur und steigern die Lebensqualität für unsere Bevölkerung. Wichtig für uns ist ein gemeinsames Verständnis, das wir mit allen Partner*innen aus dem Tourismus teilen möchten. Denn nur gemeinsam werden wir es schaffen, Bayern auch in Zukunft als lebens- und liebens­wertes Urlaubsland für uns und unsere Gäste zu erhalten. Denn Bayern liegt uns am Herzen.