Die Teilnehmer*innen des Workshops mit Maske und Abstand
Gruppenbild mit Abstand © Jasmin Frei
h
Susanne Miller
Unit Lead Travel Trade Relations
Netzwerken

Corona, internationale Geschäftsreisen & ich

Mailand & Rimini; Berlin; Seoul, Tokyo & Osaka; Kiew & Tiflis; Strasbourg & Paris; Shanghai, Guangzhou & Shenzen; Breslau & Posen – die Ziele meiner geschäftlichen Auslandsreisen für Workshops, Delegationsreisen und Messebesuche im Jahr 2019 lesen sich wie eine anständige Reise um die halbe Welt. Hunderte geflogene Meilen, unzählige geschüttelte (und nicht desinfizierte!) Hände mit „Fremden“. Dazwischen immer wieder Zwischenstopp in München zum Wäsche waschen, E-Mails abarbeiten, für Termine mit Kolleg*innen und Partner*innen sowie die ein oder andere Kampagnenumsetzung. Mein Arbeitsjahr 2019. Stressig? Ja! Aber für mich vor allem Leidenschaft und Energie! Und es hätte gerne so weitergehen sollen. Doch dann kam alles anders.

15.12.2020
Susanne Miller
Lesezeit ~6 Minuten

Dem Ausbruch von Corona in Europa im Februar 2020 fielen relativ schnell die ersten analogen Trade-Veranstaltungen zum Opfer, und mein Kalender leerte sich mit rasender Geschwindigkeit. Keine ITB, kein China, kein Osteuropa. So viel Zeit habe ich seit Jahren nicht im eigenen Land verbracht, ohne einen Fuß in Flugzeuge und Hotelzimmer zu setzen. Die im Büro verbrachte Zeit wurde dadurch allerdings nicht mehr – im Gegenteil: dank Homeoffice sah ich meine Kolleg*innen mitunter sehr selten „in echt und in Farbe“.

Susanne Miller auf internationaler Bayern-Mission
Susanne Miller auf internationaler Bayern-Mission

Auf in die Schweiz…

Im September war es dann aber endlich soweit: meine erste geschäftliche Auslandsreise im Jahr 2020, und vor allem seit Corona, stand an. Ziel: der DZT-Workshop in der Schweiz. Anstatt mit dem Flugzeug oder der Bahn reiste ich mit dem Auto an – sicher ist sicher. Im Gepäck: mein corporate Mund-Nasen-Schutz mit dem BayTM Slogan „despackmerscho“ sowie eine Box unseres druckfrischen Give-Aways: BayTM-gebrandetes Handdesinfektionsmittel.

Bei meiner Ankunft in der Event-Location in Zürich traf ich zuerst auf einen gut bekannten Kolleg*innen – anstatt mit einem breiten Lächeln begegneten wir uns mit Maske im Gesicht, und die eigentlich übliche Umarmung wich einem „fühl dich gedrückt“ und begleitendem Winken. Genauso ging es den ganzen Abend weiter. Wir deutschen Kolleg*innen hielten größtmögliche Abstände, mitunter dauerte es ein paar Momente, bis man alte Bekannte wiedererkannte – und die Ansammlung von zirka 50 Personen in den Räumlichkeiten empfand ich als durchaus befremdlich, nach fünf Monaten, die vor allem von Distanz geprägt waren. Trotzdem waren das leibhaftige Wiedersehen und der Austausch mit alten und neuen Kontakten sehr schön und die Freude groß. An den gedeckten Tafeln für den Abend dann die nächste Corona-Adaption: alle Plätze waren mit einem Abstand von jeweils ca. 1m zum Sitznachbar eingedeckt, und der Wechsel von Sitzplätzen war nicht gestattet. Die genutzten Mikrofone wurden nach jedem Einsatz desinfiziert und neu ausgeteilt, und Masken und Hand Sanitizer waren die Give-Away-Hits des Abends. Eines irritierte mich allerdings: Während bei uns seit Monaten die AHA-Regeln gelten und sowohl im beruflichen als auch im privaten Alltag Anwendung finden, waren die Schweizer, vermutlich bedingt durch ein bis dahin milderes Infektionsgeschehen, und somit weitaus softeren Corona-Regeln, eindeutig lockerer im Umgang untereinander und mit uns. Sie schienen kaum Berührungsängste zu haben, verzichteten häufig auf den Mund-Nasen-Schutz und kamen mir im Gespräch sehr viel näher, als ich das aus den letzten Monaten in Deutschland gewöhnt bin. Obwohl dies ein sehr viel natürlicherer und persönlicherer Umgang ist, den ich bis Anfang des Jahres selbst so gelebt habe, wich ich intuitiv zurück – und mir wurde zum ersten Mal so richtig bewusst: auch bei mir hat Corona erste Spuren hinter-, und mich unbemerkt „distanzierter“ und „vorsichtiger“ werden lassen. Trotzdem: die Unterhaltungen waren spannend, und das Interesse am Reiseland Bayern sowie Themen wie Sightsleeping und unseren Botschafter*innen ist groß, und der persönliche Austausch macht nach wie vor Spaß.

…und danach nach Österreich

Ähnlich war das Vorgehen eine Woche später bei dem DZT-Workshop in Salzburg. Das Konzept des Abends war anders, aber auch hier galten die AHA-Regeln bei jedem Programmpunkt. Anstatt für mein bayerisches Outfit bekam ich Komplimente für meine schöne BayTM-Maske. Besonders freute ich mich, dass bei dem Workshopformat Kleingruppen aus den teilnehmenden Reiseveranstalter*innen sich durch unterschiedliche Räume bewegten, in denen die deutschen Partner*innen Vorträge hielten. „Dabei kann man wunderbar lüften, und wir kommen uns nicht zu nahe.“ Dieser Gedanke wäre mir vor einem Jahr in Shanghai wohl nicht in den Sinn gekommen. Nach jeder Präsentation wurden die Stühle in allen Räumen desinfiziert, bevor die nächste Kleingruppe Platz nahm. Meine Hand-Desinfektionsmittel mit dem Slogan „Bayerische Lebenslust? Ganz sicher!“ gingen weg wie warme Semmeln und das Feedback der Teilnehmer*innen war außerordentlich positiv: Mit dem vorläufigen Wegbrechen der Flugreisen sei das Reiseland Deutschland, und auch Bayern, mit seiner Vielseitigkeit stärker in das Relevant Set der österreichischen Urlauber gestiegen und ein positiver Trend der Gäste aus dem Nachbarland sei zu erwarten.

Größter Wehrmutstropfen bei all den Veränderungen: Das Wegfallen des intensiven Networkings mit Kolleg*innen aus Deutschland, der DZT sowie auch Reiseveranstalter*innen, das in der Vergangenheit häufig nach den offiziellen Workshopteilen stattfand, und das ich zur Vertiefung bestehender beziehungsweise zum Aufbau von neuen Kontakten immer für sehr wertvoll empfunden habe. In Zeiten von Corona, in denen die Menschen mehr Distanz suchen, sowie auch die Veranstaltungslocations strengere Regeln zu den Öffnungszeiten und der angebotenen Verpflegung haben, ist dafür leider wenig Spielraum.

Aufgrund der im September wieder angestiegenen Corona-Zahlen war eine Teilnahme an weiteren „Vor-Ort-Veranstaltungen“ nicht mehr möglich, weshalb ab diesem Zeitpunkt wieder ein Rückgang zu verschiedenen digitalen Formaten stattfinden musste. Auch unser ursprünglich geplanter DriveBay-Workshop wurde so kurzfristig zu einem, den Umständen entsprechenden, sehr schönen ClickBay-Workshop.

Susanne Miller stellt auf einer Bühne das Reiseland Bayern vor.
Susanne Miller stellt das Reiseland Bayern vor

Mein Fazit

In Zeiten von Corona sind die Teilnahme und Organisation digitaler Veranstaltungen meiner Meinung nach eine gute Übergangslösung und ein absolutes Muss, um mit Partner*innen und Multiplikatoren im Austausch zu bleiben, neuen Input zu bekommen und den Anschluss nicht zu verlieren. Und auch, wenn sie auch nach Corona eine gute Ergänzung sein dürften: Den Wert von analogen Events können sie dennoch nicht erreichen. Die beiden Veranstaltungen in Österreich und der Schweiz haben mit ihren unterschiedlichen Konzepten gezeigt, dass auch mit Corona tolle Offline-Veranstaltungen durchgeführt werden können, die allein durch die menschlichen Begegnungen einen echten Mehrwert bieten. Ich hoffe sehr, dass mein Kollege Stephan und ich im nächsten Jahr wieder häufiger „mit dem Flugzeug zur Arbeit“ fahren dürfen, um „echte Begegnungen“ mit bayerischen Partner*innen und Multiplikatoren im In- und Ausland zu haben, und das Reiseland Bayern wieder im wahrsten Sinne des Wortes hinaus in die Welt zu tragen – und ich würde mich freuen, dabei möglichst viele bayerische Partner*innen an unserer Seite zu haben.