Unsere Kollegin erläutert die Marketingstrategie der BayTM.
Tourismus Netzwerk Bayern © erlebe.bayern – Gert Krautbauer
h
Ann-Kathrin Leip
Unit Lead Partnermanagement
Netzwerken

Netzwerken mit Corona? vs. Netzwerken trotz Corona!

Lange standen sie auf der Kippe – unsere diesjährigen Veranstaltungen der Event-Reihe TOURISMUS NETZWERK BAYERN. Können wir sie, wie im letzten Jahr physisch planen? Wenn ja, unter welchen Bedingungen und sollten wir aufgrund der aktuellen Situation einen digitalen Plan B überlegen?

19.11.2020
Ann-Kathrin Leip
Lesezeit ~8 Minuten

Als Teil der Unit „Partnermanagement“ betreuen meine Kollegin Isabella Gaali und ich alle Partner *innen der bayerischen Tourismuswirtschaft, von den (Regional-) Verbänden über Städte und Tourist-Informationen hinzu Hotellerie und Freitzeitveranstalter*innen. Gemeinsam möchten wir den Austausch zwischen der BayTM und den bayerischen Partner*innen fördern und gleichzeitig deren Vernetzung untereinander ermöglichen und unterstützen. Gerade in Zeiten von Mindestabstand und Social Distancing ist der Zusammenhalt und das Gemeinsame besonders wichtig.

Die von uns im letzten Jahr erfolgreich aufgebaute Event-Reihe „TOURISMUS NETZWERK BAYERN“ wollten wir daher auch in diesem Jahr, mit neuen Veranstaltungsorten und Themen weiterführen. Allerdings standen wir in der Vorbereitung vor neuen und unbekannten Herausforderungen.

Einlass zur Veranstaltung Tourismus Netzwerk Bayern
Tourismus Netzwerk Bayern © erlebe.bayern – Gert Krautbauer

Weitermachen – nur wie?

Die wichtigste – und gleichzeitig auch größte – Herausforderung war natürlich, unter welchen Auflagen eine Veranstaltung, und besonders eine mit dem Schwerpunkt „Netzwerken“, überhaupt stattfinden kann. Schließlich entstehen in keiner anderen Situation so einfach Gespräche wie beim Austausch zu einem gerade gehörten Vortrag, auf dem Weg zum nächsten Impuls-Vortrag oder bei der gemeinsamen Mittags- oder Kaffeepause. Eine mögliche digitale Alternative würde diese Möglichkeiten gar nicht oder nur begrenzt bieten.

Als dann im Sommer die Zahlen immer weiter zurückgingen und gerade das Bedürfnis nach persönlichen Kontakten wieder stieg, stand für uns fest: Wir werden die Veranstaltungen nach den derzeitigen Möglichkeiten physisch durchführen.

Auf Abstand und doch zusammen

Als nächstes beschäftigte uns die Frage, wie viele Veranstaltungsorte es geben soll und welche besonderen Gegebenheiten diese zusätzlich zu den allgemeinen Anforderungen erfüllen müssen. Ein wichtiger Teil unseres Konzepts für diese Veranstaltungsreihe sind Workshops zu verschiedenen Themen in Kleingruppen. Das heißt, wir benötigten nicht nur eine gewisse Anzahl an Räumen, diese mussten auch deutlich größer sein als im letzten Jahr. Zudem war uns wichtig, mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ins Gespräch zu kommen und auch ihnen untereinander den Austausch zu ermöglichen. Eine reine Informationsveranstaltung mit Catering am Platz war für uns keine Option.

Nach etlichen Überlegungen und dem Abwägen der Varianten, dem Anpassen und Abklären der Corona-Regularien stand das Gerüst für unsere Veranstaltungen.

Aber: Wie kommt man trotz der notwendigen und wichtigen Hygiene-Vorschriften (Mindestabstand, Maske tragen etc.) zum Netzwerken? Die grundsätzlichen Rahmenbedingungen sind wie bei „normalen“ Netzwerk-Events die gleichen. Es gibt genügend Pausen für den Austausch und auch die Räumlichkeiten bieten genügend Platz und Situationen für ein Gespräch. Und dennoch blieb uns für den Moment nur, auf eine gute Gruppendynamik und den Willen zum Austauschen zu hoffen. Denn planbar ist Netzwerken nur begrenzt.

Mit den Augen lächeln

Tatsächlich war es aber, zumindest für mich, eine ziemlich ungewohnte Situation. Durch die Masken wird ein Großteil des Gesichts verdeckt, Personen lassen sich dahinter oftmals nur schwer erkennen. In den meisten Fällen trifft man verschiedene Partner*innen nur 1-2 mal im Jahr, das heißt, ein Gesicht ist nicht so vertraut wie beispielsweise das eines Familienmitglieds oder eines Freundes. Ich glaube, dass dadurch so manches Gespräch nur zögerlich in Gang kam, da ich und der mir bekannt vorkommende Partner *innen uns erst einmal gedanklich sortieren mussten. In diesen Situationen hilft dann ein kurzer, unauffälliger Blick auf das Namensschild 😉 Erstaunlich ist aber, was allein aus der Mimik der Augen ersichtlich ist. Ein Lächeln zeigt sich tatsächlich in den Augen!

Zusätzlich hatte ich das Gefühl meinen Gegenüber beim Gespräch förmlich anzuschreien. So jedenfalls erging es mir während der Akkreditierung am Eingang. Hier gab es durch den Spuckschutz, noch eine zusätzliche Schalldämpfung, die überbrückt werden wollte. Gleichzeitig war natürlich auch der allgemeine Unterhaltungspegel deutlich höher, da sich alle in dieser Situation befanden.

Gesprächsrunde in der Pause
Netzwerken in der Pause © erlebe.bayern – Gert Krautbauer

Netzwerken und Corona – ein Rückblick

Rückblickend würde ich sagen, dass eine Veranstaltung mit Corona-Regeln besser funktioniert als erwartet, denn:

  • Auch mit 1,5 Meter Abstand kann man sich gut unterhalten. (Einfach ein bisschen lauter sprechen 😉)
  • Masken sind mittlerweile fast schon zur Gewohnheit geworden, ist es doch kaum möglich, ohne eine das Haus zu verlassen
  • Eine Sitzplatzvorgabe gibt es im Kino beispielsweise eh schon lange.
  • Zusätzlich hat es geholfen, dass mindestens zu zweit an einem Stehtisch gegessen werden konnte.

Auch das Feedback, das wir im Rahmen eines Online-Fragebogens von den Teilnehmer*innen eingeholt haben, bestätigt uns dies. Die Rückmeldungen beziehen sich sowohl auf die Organisation der Veranstaltung an sich („Es war eine sehr schöne Veranstaltung. Vielen Dank für die super Organisation! Und Danke an alle Beteiligten“ oder „Endlich wieder ein Live-Event. Hat Spaß gemacht!!! Danke für die tolle Organisation“) als auch den Umgang mit den Corona-Richtlinien im Allgemeinen (Das Hygienekonzept mit ausreichend Abstand und dem Farbleitsystem für die Workshopräume fand ich besonders gut.).

Einen kleinen Stolperstein haben wir uns allerdings selbst in den Weg gelegt. Um die Chance auf firmenübergreifenden Austausch zu ermöglichen, dachten wir, es würde helfen Kolleg*innen der gleichen Firma auf unterschiedliche Workshop-Gruppen zu verteilen. Daher haben wir die Zuteilung zu den einzelnen Gruppen für die erste Veranstaltung in Regensburg vorab vorgenommen. Die Gruppenzuteilung hatte zudem Auswirkungen auf die Sitzordnung im Plenum. Dadurch sowie durch den großen Abstand zwischen den Sitzplätzen und die allgemein sehr großen Räume war es zunächst recht still und unser Wunsch nach gegenseitigem Austausch blieb unerfüllt.

Zusätzlich fand auch während der Workshop-Pausen keine Vermischung statt, da in diesem Jahr nicht die Teilnehmer*innen den Raum wechselten, sondern die Referent*innen. Aus Coronasicht war dies natürlich gut, für den Austausch leider weniger.

Ein Blick in die Zukunft

Da man aus Fehlern und Erfahrungen bekanntlich lernt, haben wir für die weitere Veranstaltung ein wenig umgeplant. Dieses Mal sind bewusst Kolleg*innen zusammengelassen worden, wodurch eine komplett andere Gruppendynamik entstanden ist. Schon in den Kleingruppen wurde sich angeregter unterhalten und auch im Plenum war mehr Interaktion zu hören.

Mein Fazit: Netzwerken mit Corona ist nicht das Gleiche wie Ohne. Aber dafür aus meiner Sicht umso wichtiger. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen dafür auch gerne einige Hürden in Kauf nehmen. Durch die Umfrage wurde uns außerdem gespiegelt, dass wir die richtige Entscheidung getroffen und ein wichtiges Zeichen gesetzt haben. Das freut mich sehr, daher auch auf diesem Weg noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle Teilnehmer*innen und unsere Kolleg*innen, die es uns ermöglicht haben, das TOURISMUS NETZWERK BAYERN, auch in diesem besonderen Jahr, erfolgreich umzusetzen.